Kabarett-Ehrenpreis Mathias Richling holt sich die „Krähe“ ab
Krefeld · Lange mussten die Krefelder Kabarett-Fans auf die Preisübergabe an den renommierten Kabarettisten, Parodisten und Satiriker Mathias Richling warten. Sie war schon für 2020 vorgesehen.
Ein großartig aufgelegter Altmeister des politischen Kabaretts zeigte auf der Theaterbühne im Rahmen einer Gala sein ganzes Können und bedankte sich damit für die Verleihung des Ehrenpreises „Krefelder Krähe“. Lange mussten die Krefelder Kabarett-Fans auf die Preisübergabe an den renommierten Kabarettisten, Parodisten und Satiriker Mathias Richling warten. Sie war schon für 2020 vorgesehen, doch die Corona-Pandemie hatte dem Krefelder Kabarett-Ensemble der Krähen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Am Samstagabend war es endlich soweit: Ehrenpräsident Jochen Butz, Erfinder des Preises und Gründer des Vereins „Die Krähen“, hielt die Laudatio und übergab zusammen mit dem Vorsitzenden Peter Gronsfeld und Renate Ettl, Tochter des 2014 verstorbenen Künstlers Georg Ettl, die von diesem entworfene Stabkrähe an den neuen Ehrenpreisträger. Gronsfelds Vorgänger Stefan Erlenwein moderierte den Abend.
Seit mehr als 30 Jahren
gehört er zur Kabarett-Elite
Mathias Richling knüpft nahtlos an berühmte Ehrenpreisträger der Krähe an wie Konrad Beikircher, Dieter Hildebrand, Dieter Hallervorden, Dieter Nuhr, Hans Liberg, Düsseldorfer Kom(m)ödchen und Eckart von Hirschhausen. Mit Hildebrand und anderen machte Richling das politische Kabarett mit der legendären TV-Sendung „Scheibenwischer“ salonfähig. „Er gehört seit mehr als 30 Jahren zur Elite des deutschen Kabaretts“, sagte Laudator Butz und verwies auf dessen umfassende Ausbildung. Richling studierte Musik, Schauspiel, Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaften. Mit sparsamer Mimik und viel Tempo karikiert er die Politprominenz. Seine Parodien sind humorvoll, aber auch gemischt mit beißender Satire und deswegen bei seinen Opfern gefürchtet.
Das verdeutlichte sein Auftritt. Richling knöpfte sich in seinem Ampel-Koalitionsprogramm die Hauptbeteiligten vor. Eine Verkehrsampel und zwei Farbwürfel auf der Bühne zeigten jeweils die politische Couleur an. Die Grünen um Robert Habeck als „Vormann einer Rocky-Horror-Picture-Schau“, dem das Klima egal sei, bezeichnete er als Vertreter einer „Religionspartei“, deren DNA die Ablehnung von Atomkraftwerken ist. Annalena Baerbock habe eine „Enzyklopädie als Lebenslauf“ und den Doktortitel nur nicht gemacht, damit sie ihn nicht wie Franziska Giffey zurückgeben muss. Sein Fett weg bekam auch Kanzler Olaf Scholz als „sozialdemokratische Ausschussware“ mit undurchsichtigem Finanzgebaren. Letztlich seien alle Politiker „große oder kleine Betrüger“.
Feste Ansichten hat der Künstler nicht nur zur Politik, sondern auch zu gesellschaftlichen Einflüssen. Etwa zum Gendern: Wenn man in ein brennendes Haus rufe „Alle Bewohner sofort raus“ – blieben dann die Frauen drin, weil man nicht Bewohner/innen gerufen habe? Richling ist mit seinen 70 Jahren geistig wie körperlich voll auf der Höhe und stets in Bewegung. Leichtfüßig schwebt er über die Bühne und läuft dabei Gefahr, sich mit seinem Wortschwall selbst zu überholen.
Die Gala hatte mit einem exzellenten Vorprogramm begonnen, das schon allein für einen unterhaltsamen Abend ausgereicht hätte. So ist es bei der Verleihung der Ehrenkrähe üblich, dass vorherige Nachwuchspreisträger auftreten. Den Auftakt machte Timo Wopp, Gewinner 2011 und längst als gereifter Kabarettist unterwegs, der mit Wortwitz, Stand-Up-Comedy und einer spektakulären pantomimischen Jonglage begeisterte und widerlegte, dass nur Frauen multitaskingfähig sind.
Es folgte das Duo Blömer/ Tillack (zweiter Platz 2019). Zwei Männer, deren beweglicher Geist in ebensolchen Körpern steckt und die sich als verbale Fallensteller offenbarten. Musikkabarettist Peter Fischer (Sieger 2019) trat mit seiner Partnerin Lucie Mackert als außergewöhnlich harmonisches Duo Mackefisch auf. Mit virtuosem Klavier- und Gitarrenspiel und mit Wechseln zwischen poetischen und bissigen Texten nahm das Paar das Publikum gefangen. Den amüsanten Schlusspunkt setzte das Krähenensemble. Die Laiendarsteller inszenierten eine Selbsthilfegruppe Neurosegeschädigter, einschließlich des Therapeuten, und erweckten Vorfreude auf das gerade entstehende Herbstprogramm.
Ein rundum gelungener Abend mit hochkarätigen Kabarettisten und einem begeisterten Publikum, das den Preisträger mit stehenden Ovationen verabschiedete.