Nächster Leerstand droht Primark in Krefeld schließt – mehr als 250 Stellen betroffen
Krefeld · Über Facebook kündigte die irische Modekette ihre Pläne an. Es sei keine endgültige Entscheidung getroffen. In einem Schreiben an die Mitarbeiter klingt das allerdings anders.
Nun also doch: Die Billig-Modekette Primark will ihre Filiale in Krefeld schließen. Das kündigte das Unternehmen am Dienstag auf Facebook an. Dort betont es, dass es sich lediglich um Pläne, nicht aber um eine endgültige Entscheidung handele. Ganz anders klingt das im Schreiben, mit dem die Mitarbeiter am Dienstag über die bevorstehende Neustrukturierung des Filialnetzes in Deutschland informiert worden sind. Darin heißt es nämlich: „Wir bedauern es, wenn Entlassungen notwendig werden, aber die geplanten Anpassungsmaßnahmen sind unumgänglich und Teil einer ganzheitlichen Strategie, um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, unsere Präsenz in Deutschland nachhaltig zukunftsfähig zu machen und Arbeitsplätze langfristig zu erhalten.“
Zu welchem Zeitpunkt die Schließung der Krefelder Filiale im Ostwall-Carré bevorsteht, erklärte das Unternehmen mit Hauptsitz in Essen auf Anfrage der WZ nicht. Auch auf die Frage, ob Mitarbeiter gegebenenfalls in umliegenden Filialen beschäftigt werden können, gab es aus der Zentrale keine Antwort. Gegenüber den Mitarbeitern erklärte am Dienstagmorgen Christiane Wiggers-Voellm, Geschäftsführerin Primark Deutschland und Österreich: „Wir haben das Ziel, die Vereinbarungen, die in den Verhandlungen getroffen werden, so sozialverträglich wie möglich zu gestalten und euch – unsere Mitarbeitenden – dabei bestmöglich zu unterstützen.“ Die Schließung der Filialen in Krefeld, Gelsenkirchen, Frankfurt-Nordwestzentrum und Kaiserslautern sowie die Optimierung weiterer Verkaufsflächen sollen die Kette fit für die Zukunft machen. Rund 420 Mitarbeiter sind insgesamt betroffen. Dort, wo Verkaufsflächen optimiert werden, soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.
Auf Gesprächsangebote der Stadt ist Primark nicht eingegangen
Gleichzeitig prüfe man Investitionen in neue Standorte, „an denen die Gefahr der Kannibalisierung mit existierenden Filialen gering ist“. „Die neuen Filialkonzepte, die wir testen wollen, werden kleiner sein als die durchschnittlichen Primark-Stores in Deutschland und sich hinsichtlich des Angebots stärker an den lokalen Kundenbedürfnissen orientieren.“ Während dieses Prozesses wolle man in engen Kontakt mit den Bürgermeistern der jeweiligen Standorte und den Vermietern der Einzelhandelsflächen treten.
Kurios: Auf ein Gesprächsangebot der Wirtschaftsförderung ist man bislang nicht eingegangen, bekräftigte am Dienstag Annegret Angerhausen-Reuter, Pressesprecherin von Krefeld Business. Von den Problemen Primarks, das im Ostwall-Carée Ankermieter ist, hat die Stadt schon länger Kenntnis. Seit Dezember 2022 stehe man seitens Krefeld Business mit dem Unternehmen in Kontakt. Einem Terminwunsch für einen detaillierteren Austausch hat Primark bislang nicht entsprochen.
„Wir bedauern die Entscheidung von Primark, den Standort Krefeld aufgeben zu wollen. Detaillierte Informationen liegen uns dazu allerdings noch nicht vor“, erklärte Stadtsprecher Timo Bauermeister. Stadt und Wirtschaftsförderung werden das Thema mit in die Taskforce aufnehmen, die sich bisher mit potenziellen Optionen für den Standort der Galeria Kaufhof beschäftigt. „Außerdem werden Stadt und Wirtschaftsförderung das Gespräch mit der Primark-Geschäftsführung und dem Immobilieneigentümer suchen“, so Bauermeister.
Inwieweit die Schließungen tatsächlich sozialverträglich gestaltet werden, das wird nun Verhandlungsaufgabe des Betriebsrates in den jeweiligen Häusern sein. Die Gewerkschaft Verdi, die noch 2015 einen Tariflohn für Primark Deutschland ausgehandelt hatte, wird zumindest mit dem Ortsverband Krefeld wenig Einfluss auf diese Verhandlungen nehmen können. „Zum Betriebsrat bei Primark Krefeld besteht trotz unserer Bemühungen leider kein Kontakt“, erklärte Verdi-Gewerkschaftssekretär Guido Meinberger. Meinung S. 16