Wie kann man das Phänomen Zeit in Bewegung umsetzen? Wie kann man das Verstreichen der Zeit, beziehungsweise auch den Stillstand spürbar machen? Mit ihrer performativen Videoarbeit „60:60“, die jetzt im Rahmen des Festivals „First and further steps“ in der Fabrik Heeder zu sehen war, ist das eindrucksvoll gelungen. Die Arbeit ist ein gemeinsames Projekt der Performerin Lenah Flaig und des bildenden Künstlers Robin van Gestern. Entwickelt wurde die Idee während des ersten Lockdowns, als es keine Möglichkeit für öffentliche Auftritte gab. Lenah Flaig schuf sich daraufhin ihre Bühne selbst, indem sie anfing, sich selbst im privaten und öffentlichem Raum zu filmen, und zwar mit einer Kamera, die sich in einem Radius von 360° bewegt. Die Performerin bewegte sich beim Filmen in maximaler Zeitlupe. Im Lauf mehrerer Wochen sind so sechzig einstündige Videos entstanden. Dieses Material bildet die Grundlage für das, was der Zuschauer dann in der Aufführung zu sehen bekommt.
Die entscheidende Veränderung ist die Veränderung der Zeit, die in den Videos vorgenommen wird: Sie wird sechzigmal schneller eingestellt, so dass aus sechzig Stunden am Ende sechzig Minuten werden. Auf der Bühne sind zwölf Monitore kreisförmig aufgestellt. Sie sind nummeriert und die roten Zahlen am Boden sind wie das Zifferblatt einer Uhr eingeteilt. Jeder Zuschauer erhält noch vor Beginn im Foyer eine Karte mit einer Zahl von eins bis zwölf. Diese Zahl ist die Startposition vor dem entsprechenden Monitor. Eine Stimme aus dem Off (Caroline Luis) gibt auf Englisch nicht nur Start und Ende bekannt, sondern leitet alle fünf Minuten im Uhrzeigersinn zum nächsten Monitor. Dabei gibt sie jeweils die noch verbleibende Zeit bekannt. Als gleichförmigen Rhythmus hört man die ganze Zeit über das Ticken der Sekunden, jede Minute wird durch einen anderen Ton gekennzeichnet.