Theater Krefeld und Mönchengladbach Ein Austen-Klassiker – und viele Fragen

Krefeld · „Stolz und Vorurteil* (*oder so)“ von Isobel McArthur feiert Premiere in Krefeld – dazu sollte man einiges wissen.

Die fünf „Dienstmädchen“ schlüpfen in die Rollen von „Stolz und Vorurteil“ – und inszenieren eine Revue der Eitelkeiten mit viel Musik und Humor.

Foto: Matthias Stutte

Es wird ernst – der Autor dieser Zeilen versteht wirklich keinen Spaß, wenn jemand wagt, seine geliebten 80er-Jahre – nein, natürlich nicht die „echten“ sondern die „gefühlten“ – mit Schmutz zu beschmeißen. Zu viel Gutes hat dieses Jahrzehnt hervorgebracht, ob musikalisch, modisch, kulinarisch, ob architektonisch – grundsätzlich kulturell. Und erst technisch! Und da fallen oft Gefühl und Realität sogar zusammen. Klar, dass Menschen, deren Kindheit nicht in dieses grandiose Jahrzehnt fiel, jene, die dieses überaus große Privileg hatten, massiv darum beneiden. Scherz bei Seite. Aber als Schauspieldramaturg Martin Vöhringer es sich bei der Vorstellung des Konzepts von „Stolz und Vorurteil* (*oder so)“ – genau so heißt die Version von Isobel McArthur nach Jane Austen – nicht nehmen ließ, die 80er als „das Jahrzehnt des Narzissmus in Westdeutschland“ zu apostrophieren, hätte man diesen Satz lieber sang- und klanglos vergessen sollen. Aber vielleicht charakterisiert er ja gerade so ein grundlegendes Missverständnis, was dem Konzept dieses Stückes in „80er-Jahre Ästhetik“ zugrunde liegen soll – wer weiß das schon. Gewiss, viele der Aufführungen sind, so hieß es im Vorgespräch, schon recht gut ausverkauft. Also ist zu vermuten, dass es viel Publikum geben wird, dass diese sarkastisch-humorvolle Umarbeitung des Austen-Romans aus 1813 auf die Wirksamkeit der szenischen wie ästhetischen Zutaten wird untersuchen können. Und diese sind wirklich skurril.