Opernpremiere in Krefeld „Eugen Onegin“ wird am Theater gefeiert

Krefeld · „Eugen Onegin“ in Krefeld: Die Tschaikowsky-Oper nach Puschkin handelt von unerfüllter Liebe – doch in dieser sehr russischen Geschichte steckt noch mehr.

Voller Ausdruck, sängerisch und schauspielerisch: Onegin (Rafael Bruck) und Tatjana (Sofia Poulopoulou) in der letzten Szene.

Foto: Matthias Stutte

Möchte man der russischen Seele – sofern man an so etwas wie kollektive Charakter- und Gefühlseigenschaften überhaupt glauben mag – auf den Grund gehen, hilft weniger heutige Nachrichten zu schauen. Der wahre Kern einer jahrhundertealten Kulturnation wird allzu sehr durch die wilde Fratze aktueller Realität versperrt. Natürlich darf man vor Unrecht und Schuld die Augen nicht verschließen; aber hin und wieder möchte man sich darauf besinnen dürfen, was hinter dem Schmutz mal verborgen lag. So wie mit Papier beklebte oder undurchsichtig gemachte Fenster den Blick auf das in dem Haus liegende verbergen – oder umgekehrt den befreienden Blick nach Außen versperren. Jene Fenster, eklektisch zusammengebaut zu gleich mehreren Wänden, ein wenig an expressionistische Filmkulissen erinnernd, bilden den ästhetischen Anker für die aktuelle Inszenierung der Tschaikowsky-Oper „Eugen Onegin“ am Theater Krefeld und Mönchengladbach, die nun zurecht ihre umjubelte Premiere am Theater Krefeld feierte. Und die Fenster können, ja müssen vielleicht sogar, als Fenster zur Seele der Protagonisten gedeutet werden.