Im Streetdance oder Urban Dance gibt es ganz spezielle Stile, die mit eigentlich für Menschen und Tanz untypischen Figuren spielen. Dies ganz bewusst, um einen besonderen Effekt zu erzielen, weil dies bisweilen ganz schön cool, modern und reizvoll aussieht. Weil es die „Posing“-Fähigkeiten der Tänzer auf eine schöne Art repräsentiert. Natürlich geht es bei diesen Tanzstilen, die Popping, Locking und Co. heißen und mal roboterhaft, mal als wären Teile des Körpers eingerastet, mal mit absolut ungewöhnlichen zuckenden Mustern getanzt werden, nicht nur ums „Posen“, die Grenzen zur mit Bedeutung aufgeladenen Tanz-Kunst sind fließend – irgendwie. Dennoch scheint es so, dass es bei obengenannter Sphäre mehr um oberflächlich unterhaltsame Energien geht.
Das, was Kai Strathmann von Yibu Dance in seiner Arbeit „Synästhesie“ nun als Auftakt der jungen zeitgenössischen Tanzreihe des Kulturbüros Krefeld in der Fabrik Heeder präsentierte, bedient sich jenes Bewegungsrepertoires. Strathmann, Choreograf, Tänzer und Musiker, unterrichtet seit zwölf Jahren auf internationaler Ebene Urbanen Tanz. Was das Publikum bei „First and further steps“ zu sehen bekam, schien – auch wenn das Konzept eigentlich etwas anderes vorsehen mag – die unbeschwerte, oft testosterongeladene „Posing“-Welt des Urban Dance in eine sehr ernste Sphäre heben zu wollen. Die mehr als Parodie verwendeten Aspekte von geblockten, bisweilen fast ferngesteuerten, oder in repetitive Abläufe gefangenen Extremitäten oder Körperteile, wurden in Strathmanns Arbeit zu unbehaglichen Symbolen für die Fremdbestimmtheit des Menschen. So konnte man zumindest den spürbaren inneren Kampf gegen die scheinbar unsichtbaren äußeren und inneren Widerstände des Solo-Performers Strathmann auf der nackten, lediglich mit wenig Licht-Effekten bespielten Bühne der Fabrik Heeder deuten. Oder vielleicht auch nicht? Und das ist das Problem.