Alle tuscheln: „Schaut euch die an, in Hosen und kurzem Haar, ekelhaft! Blasphemie!“ Die da in Männerhosen ist Jeanne d’Arc, die im 100-jährigen Krieg zwischen England und Frankreich die Wende einleitet, worauf in Reims Charles II. zum französischen König gekrönt werden konnte (1429). Und warum hat sich Jeanne in die kriegerische Männerrolle begeben? Gerne ist da von religiösen Visionen die Rede. Im Monodrama „Der Fall D’ARC“ aber ist Jeanne ganz heutig eine junge Frau, die sich selbst zu ihrem Handeln ermächtigt. In der Fabrik Heeder war nun Premiere dieser Studioproduktion des Theaters.
Das Stück entstand als Zusammenarbeit zwischen dem Schauspieler Philipp Sommer und der Regisseurin Maja Delinić. Die Initiative ging von Sommer aus, der schon als Jugendlicher von der französischen Nationalheldin begeistert war. Auslöser waren für ihn aber nicht die Dramen von Schiller, Shaw oder Anouilh, sondern Luc Bessons Kinofilm „Johanna von Orleans“ (1999). Das mag den Text vor falschem Pathos bewahrt haben, schon auf dem Papier ist eine packende Erzählung gelungen. Delinićs Regie und Sommers Spiel machen daraus großartiges Theater.