Ein junger Dirigent steht vor dem Orchester, bittet, eine Stelle noch einmal zu spielen. Die Musiker spielen, doch die Stelle klingt noch nicht ganz so, wie sie soll. Oder wie es sich der Dirigent vorgestellt hat. Er gibt erneut Hinweise, bittet die ersten Geigen anders zu phrasieren, dem „Bogen“ der Musik sozusagen eine andere Linie zu verleihen; diese spielen erneut. Man hört den Unterschied. Da bricht der junge Dirigent wiederholt kurz ab und versucht weitere Korrekturen. Doch plötzlich steht einer inmitten des Orchesters auf. Er hatte zuvor aufmerksam zugehört, mit intensivem Blick auf die Noten vor sich und auf den jungen Dirigenten geschaut. Er hat kein Instrument in der Hand, was er ablegen muss. Ist er ein Sänger, der gleich seinen Einsatz hat, oder der gerade seinen Einsatz verpasst hat? Weniger. Er gestikuliert, bittet kurz um Gehör und – man mag überrascht sein – korrigiert mit kurzen bündigen Worten den Dirigenten. Er solle etwas an der Stelle speziell beachten, an der anderen wiederum etwas anderes. Und übrigens nicht vergessen, dass es eine andere Stelle noch gibt, die man zuvor nicht geprobt habe. Jene müsse doch auch noch durchgesprochen werden, betont er mit ruhiger und sicherer Stimme einwendend. Der junge Dirigent nickt, blättert in seinen Noten, der Partitur, wo alle Instrumente des Orchesters als gesamtes Stück Takt für Takt aufgeschrieben stehen, und probt dann doch noch einmal jene andere Stelle mit den Musikern. Was war vorgefallen? Wer war der Zwischenrufer? Und was soll das Ganze eigentlich? Nun, wir sind Zeugen eines Meisterkurses. Genauer: einer Dirigier-Meisterklasse.
Dirigentennachwuchs gastiert am Niederrhein Kütson und die jungen Dirigenten
Krefeld · Generalmusikdirektor der Niederrheinischen Sinfoniker schult in einer Meisterklasse vier junge Orchesterleiter – diese dirigieren im 6. Sinfoniekonzert. Doch was passiert da genau?
26.04.2023
, 18:00 Uhr