Es gibt klanglich wenig Überwältigenderes als den weihevollen großen Klang eines üppig besetzten Chores, der zu einem lateinischen Messgesang anhebt. Natürlich mag es auch andere wunderbare Musiken geben, die sofort durch Mark und Bein gehen, doch so ein „Kyrie“, beispielsweise, begleitet von einem großen Orchester, hat schon etwas Unnachahmliches. Hier scheint irgendwie noch jener „Zauber“ heraufbeschworen zu werden, der auf eine unbeschreiblich mitreißende Weise Menschen in eine feierlich-spirituelle Grundstimmung versetzen kann. Selbst wenn sie wenig mit „Kirche“ am Hut haben, spüren die Zuhörer so etwas wie Transzendenz. Eine Tugend, die in einer überwiegend entmystifizierten Welt selbst in den Kirchen nicht mehr immer gepflegt wird – aber das ist ein anderes Thema.