Als roter Faden durch das vierte Sinfoniekonzert der Niederrheinischen Sinfoniker war der Ur-Verführer, der König der Weiberhelden, angedacht. Damit ist das Sujet der Werke gemeint. Wenngleich inspiriert spielende Interpreten durchaus auch verführen können; es soll sogar Fälle gegeben haben, dass Musikgenuss zu erotischer Euphorie führte – aber da denkt man eher an besonders mitreißende Wagner-Aufführungen im nicht nur temperiert heißem Bayreuth. Man darf trotzdem gespannt sein, was Pianist Alexander Krichel, Dirigent Mihkel Kütson und das Orchester zaubern werden.
Auch wenn es aufgrund von Corona-Regeln zu Änderungen im Programm kommen musste, so bliebt der Schwerpunkt. Don Giovanni oder wie er in Spanisch genannt wird „Don Juan“, wurde im Laufe der Kulturgeschichte mehrfach auf ganz unterschiedliche Weise porträtiert. Ob es wirklich mehrere oder sogar einen tatsächlichen Don Juan gab, das ist fraglich – aber es ist weniger fraglich, dass es diesen toxischen Typ des Frauenhelden, der notfalls für seine Lust auch über Leichen geht, schon oft gegeben hat und in unterschiedlichen Nuancen heute noch gibt. Zweifelsfrei ist, das, was etwa Mozart und sein Librettist Da Ponte mit der Oper „Don Giovanni“ geschaffen haben, schrecklich und in seiner ästhetischen Beurteilung musikalisch „schön“ zugleich ist. Es gibt kaum eine Musik, die mehr in Mark und Bein geht, als der Anfang der Ouvertüre, der die Begegnungen des wahnwitzigen Verführers mit der zum Leben erweckten Statue des Komturs, den Giovanni zuvor umgebracht hatte, vorwegnimmt.