Kommentar Lieferengpässe bei Arzneien: Ein hausgemachtes Problem

Meinung | Krefeld · Krankenkassen wollen die Versorgung sichern und sorgen mit dem Zuschlag für den billigsten Pharma-Anbieter dafür, dass am Ende nur noch ein bis zwei große Player übrig bleiben. Wenn die schwächeln, bricht der Markt zusammen.

Das Nachfüllen der Regale fällt den Apothekern derzeit schwer.

Foto: dpa/Jan Woitas

Haben Sie zufälligerweise das Buch „Projekt Lightspeed: Der Weg zum BioNTech-Impfstoff...“ gelesen? Darin wird der Weg des Wissenschaftler-Ehepaares Ugur Sahin und Özlem Türeci von der Forschung an einem Impfstoff bis zur Herstellung und Produktion in Deutschland beschrieben, für die sie sich eingesetzt haben. Hochspannend, denn es werden auch die Schwierigkeiten von Wissenschaftlern in einer globalen Pharma-Welt deutlich, eine Welt, die wirtschaftliche Aspekte oft stärker in den Fokus rückt als humanitäre.

Die Krankenkassen verweisen gerne auf die Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln durch Rabattverträge mit Pharmaherstellern. Dass damit aber gleichzeitig die Preise für Medikamente immer mehr nach unten gedrückt werden und der billigste Anbieter den Zuschlag kriegt, erwähnen sie nicht. Der Großteil der Substanzen wird inzwischen in China und Indien gefertigt, vor 20 Jahren sah das noch ganz anders aus. Wenn dann noch weitere Faktoren hinzukommen wie eine Corona-Epidemie, Lockdowns und Wegbrechen von Lieferketten, eine Explosion in einem großen Pharma-Unternehmen oder ein Angriffskrieg wie in der Ukraine, funktioniert die vermeintliche Gleichung der Krankenkassen nicht mehr. Darunter leiden die Versicherten, die auf ein Medikament dauerhaft wie auch im Akutfall angewiesen sind.