Sven Pistor live in Krefeld Pistors Fußballschule – von Vollpfosten und anderen Typen
Krefeld · Sportreporter Sven Pistor erzählt dem Publikum in der Krefelder Kulturfabrik Anekdoten aus dem Fußball-Alltag.
Die Kicker-Welt ist bunt und schlagzeilenträchtig. Sprücheklopfer, Besserwisser und sonstige Egomanen finden dort ihre Bühne. Kein anderer weiß das aus eigener Erfahrung besser als WDR-Sportreporter Sven Pistor, der schon seit 2015 mit seinem Bühnenprogramm durch NRW tourt. Das neueste heißt „Pistors Fußballschule – alles Vollpfosten“. Dass all die unsäglichen Ereignisse rund um „bekloppte Anhänger und die blödesten Tore, bar jeder Vernunft in Wort und Bild“ gut ankommen, beweist schon der Zuspruch des Publikums. Die Kufa ist ausverkauft.
Binnen weniger Sekunden springt der Funke zwischen dem Moderator und den vielen Fußballfans über, als er ihnen Gelegenheit bietet, sich als Anhänger ihrer Lieblingsvereine der Region zu outen. Übrigens, die Gladbach-Fans sind in Überzahl.
Pistor plaudert über seine Erlebnisse auf dem Spielfeld
Fortan wechselt der 46-jährige Moderator zwischen verschiedenen Elementen der Unterhaltung. Dazu gehören vor allem kleinere Episoden, die im Plauderton erzählt oder auch als Geschichte vorgelesen werden. Eingestreut werden mehrere kleine Talkrunden mit Ex-Fifa-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer. Der Mann mit der Pfeife ist ein humorvoller, schlagfertiger Gast, der mit seinem Repertoire an Spielerbegegnungen zu dem unterhaltsamen Abend beiträgt. „Spieler wie Lukas Podolski und Jens Lehmann bedürfen einer völlig unterschiedlichen Ansprache“, berichtet er. Podolski könne man mit den Worten „Verschwinde mal auf zehn Meter“ wegschicken, bei Lehmann müsse die Ansprache eher intellektuell ausfallen, plaudert er aus dem Nähkästchen.
Eines seiner kartenreichsten Spiele habe er bei Mönchengladbach gegen Köln gepfiffen. Drei Kölner Spieler habe er des Platzes verwiesen, darunter Poldi, der zuerst aus Wut den Ball auf die Tribüne geschossen habe und anschließend bei der gelben Karte Beifall klatschte. „Meine schnellste Herausstellung.“ Allerdings spricht er sich eindeutig für echte Typen auf dem Fußballplatz aus. „Es gibt heute viel zu viele stromlinienförmige Spieler“, klagt er und erntet viel Beifall.
Auch Puppen as der Sesamstraße kommen zum Einsatz
Pistor würzt seine Geschichten mit Bildern auf einer riesigen Leinwand. Dabei geht er auf aktuelle Aufreger ebenso ein wie auf historische Geschehnisse. Aktuell bekennt er sich zu Jogi Löws Rausschmiss von Boateng, Hummels und Müller aus der Nationalmannschaft: „Ich finde das gar nicht so verkehrt – zack und weg!“ Zu Müllers wehleidigem Klagelied vor der TV-Kamera spielt er zum Vergnügen des Publikums eine Szene aus der Sesamstraße mit nörgelnden Puppen der Sesam-Protagonisten ein. „Wer hat eigentlich Fortuna Düsseldorf beraten?“, ätzt er in Richtung Landeshauptstadt. Der Verein wollte sich vom verdienten Trainer Friedhelm Funkel aus Krefeld trennen, um nach einem Fan-Aufstand dessen Vertrag schnellstens zu verlängern. Dazu werden Bilder von Schimpansen eingespielt. Auf der Leinwand kommen auch leidgeplagte Fans zu Wort. Ein Anhänger von 1860 München: „Ich habe mich für 1860 und gegen meine Frau entschieden.“
Vollpfosten mit Liebe und Leidenschaft für den Fußball
Geklärt wird in Bild und Wort außerdem, was Pistor unter Vollpfosten versteht. Das ist nicht böse gemeint, sondern eher ein Hilfeschrei: verzweifelt, komisch, aber mit aller Liebe und Leidenschaft zum Fußball. Unter anderem am Zitat des Kultkickers Thorsten Legat, der sich später auch als Trainer versuchte: „Mich kann man als Freund gewinnen und als Feind verlieren.“
Fußballwissen testen beim „Klugscheißer-Quiz“
Zu Pistors festem Bühnenstandard gehört das „Klugscheißer-Quiz“. Obwohl es nur um einen Minipokal und die Ehre geht, finden sich genügend freiwillige Kandidaten aus dem Publikum. Je zwei treten gegeneinander an und messen ihr Fußballwissen über Regelkunde und berühmte Zitate. Beispiel: Von welchem Trainer stammt folgender Ausspruch? „Abseits ist, wenn das lange Arschloch zu spät abspielt.“ Lösung: Trainer Weisweiler über Spieler Günter Netzer. „Das war mal ein kurzweiliges Programm“, bemerkte ein Zuschauer am Ende der zweieinhalbstündigen Veranstaltung.