Krefelder Talente: Ein schneller Rohdiamant
Solange bei Timur Oruz in der Schule alles rund läuft, darf er beim Hockey von Weltmeisterschaften und Olympia träumen.
Krefeld. Schnelligkeit ist seine Stärke. Auf der Hockeyanlage an der Vreed lässt der Crefelder HTC zwar etliche hoffnungsvolle Talente ihre Runden drehen, doch ein Spieler sticht aus der Masse heraus.
Dieser junge Mann läuft und spielt mit einer Geschwindigkeit, die beeindruckend ist. Filigran bewegt er dabei seinen Schläger und schlenzt den Ball gekonnt in den Winkel des Tores. Für ihn scheint das ganz normal zu sein, doch den gemeinen Zuschauer versetzt er so in Staunen. Die Rede ist von dem 15-jährigen Krefelder mit türkischen Wurzeln, Timur Oruz.
Schon seit seinem vierten Lebensjahr ist er dem Hockeysport treu: "Ich bin per Zufall durch Freunde auf den Sport aufmerksam geworden. Es hat mir sofort Spaß gemacht und den Sport betreibt ja auch nicht jeder. Seitdem lässt er mich nicht mehr los", sagt das Talent.
Glaubt man seinem Trainer Frank Staegemann, wächst beim Crefelder Hockey und Tennis Club ein sportliches Juwel heran. "Timur ist schon sehr früh in die Förderung gekommen, da man von Anfang an sein Potenzial erkennen konnte", sagt der Trainer.
Was bei ihm so spielerisch aussieht erfordert aber nicht nur Talent, sondern auch eine große Intelligenz. "Timur ist in allen Bereichen sehr talentiert und vielseitig, seine größte Stärken sind die Technik und seine Geschwindigkeit. Doch er ist auch mental so schnell, dass er diese Dinge nahezu perfekt verbinden kann. Das mentale und das Spieltempo machen eben den Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten Spieler aus", erklärt Frank Staegemann.
Aber Timur sind diese Dinge nicht einfach in den Schoß gefallen, auch bei ihm steckt harte Arbeit dahinter. "Im Moment ist es so, dass ich fast jeden Tag zwei Stunden und mehr trainiere, einmal in der Woche auch beim Westdeutschen Hockeyverband in Köln und auch bei unserem ersten Herrenteam." Gerade die Einheiten mit der heimischen Bundesligamannschaft bringen ihn da weit nach vorne, denn dadurch kann er sich an das hohe Niveau anpassen.
"Das ist natürlich super, da lerne ich viel und kann mich an ein Spitzenniveau herantasten. Hier wird viel Athletiktraining und etwas für die Spritzigkeit gemacht", sagt Timur. Aber nicht nur bis zu den lokalen Hockeyinsidern, sondern über die Grenzen Krefelds hinaus bis zum Jugendauswahltrainer hat sich herumgesprochen, welches Talent sich beim CHTC entwickelt. Die logische Folge war eine Einladung zu einem DHB-Lehrgang im vergangenen Oktober und zum diesjährigen Osterturnier zur U16-Nationalmannschaft in Sevilla (Spanien). Dort erzielte Timur in drei Spielen zwei Tore.
Dabei ist die U16 eigentlich gar nicht sein Jahrgang. "Timur wurde zum 93er-Jahrgang eingeladen, er ist also noch ein Jahr jünger als die anderen. Da der Altersunterschied hier eine maßgebende Rolle spielt, ist seine Leistung noch lobenswerter", so Staegemann und fügt hinzu: "Erst in dieser Saison ist Timurs Jahrgang dran. Im Normalfall wird er da eine entscheidende Rolle spielen und sich durchsetzen."
Doch trotz all dem Training und dem Wunsch in der Nationalmannschaft zu spielen, lässt der Schüler des Krefelder Moltke-Gymnasiums seine Bildung nicht schleifen. "Als Hockeyprofi ist es schwierig genug, Geld zu verdienen. Deswegen steht die Schule auch an erster Stelle, keine Frage." Mit dieser Einstellung dürfte es ihm auch möglich sein, seinen Berufswunsch zu erfüllen. "Ich würde gerne Arzt werden."
Das würde auch seine Eltern freuen. Sie unterstützen ihn zwar mit allen Mitteln in seiner Leidenschaft Hockey, doch auch für sie steht die akademische Ausbildung im Vordergrund. "Ich bekomme die nötige Hilfe und den Halt zu Hause und solange in der Schule alles gut läuft, ist auch im Sport alles möglich", so die Nachwuchshoffnung. Und im Sport hat er klare Ziele: "Für jeden Sportler ist es ein Traum, bei Weltmeisterschaften und erst recht bei Olympischen Spielen teilzunehmen." Sein Trainer ist vom Erreichen dieser Ziele überzeugt: "Timur wird seinen Weg gehen - sportlich wie beruflich."