Fußball Zwei einstige Wunderkinder kämpfen sich zurück

Krefeld · Sinan Kurt und Samed Yesil wollen wieder Fußball spielen – möglichst auf hohem Niveau. Die beiden vereinslosen Sportler trainieren derzeit in der Black Hall.

Samed Yesil (l.) wird in der Black Hall von Jannik Kirchenkamp angeleitet. Auch Sinan Kurt holt sich bei dem Fitnesstrainer seinen Feinschliff.

Foto: Andreas Bischof

Sie galten einst als große Nachwuchshoffnungen und potentielle Weltstars. Doch bevor ihre große Karriere so richtig in Schwung geriet, kam sie ins Stocken. Nach mehreren glücklosen Vereinswechseln sind sie in Krefeld gestrandet. Die Rede ist von Sinan Kurt und Samed Yesil. Die beiden Profifußballer sind seit Sommer vereinslos und halten sich in der Black Hall unweit der Brauerei Königshof fit, um die Chance zu wahren beim Anruf des passenden Vereins möglichst topfit zu sein. Dabei immer an ihrer Seite Jannik Kirchenkamp, der Geschäftsführer der Black Hall leitet mehrmals wöchentlich das Personal Training der beiden Fußballer.

Sinan Kurt ist gebürtiger Gladbacher, wechselt im Alter von zehn Jahren zu Borussia Mönchengladbach. Bei den Fohlen durchläuft er alle Altersklassen, parallel spielt er bis zur U19 für sämtliche deutsche U-Nationalmannschaften und gilt als eine der großen Nachwuchshoffnungen der Borussia. Doch bevor er für Mönchengladbach in der Bundesliga aufläuft, entscheidet sich das Talent für einen Wechsel. Im Sommer 2014 heuert Kurt beim großen FC Bayern München an, für drei Millionen Euro Ablöse. Der Schritt zum deutschen Rekordmeister erweist sich als eine Nummer zu groß.

Eine Odyssee in
Österreichs 2. Liga

Nach zwei Jahren und nur 45 Bundesliga-Minuten zieht es den damals 20-Jährigen in die Hauptstadt zu Hertha BSC. Seinen Durchbruch schafft er in Berlin auch nicht. Es folgt für die Saison 2018/19 eine Odyssee in Österreichs 2. Liga. Seitdem wartet Kurt auf den passenden neuen Arbeitgeber. „Anfragen waren da, es war aber noch nichts dabei, was meinen Vorstellungen entspricht. Ich denke, es ist wichtig, jetzt nicht die falsche Entscheidung zu treffen und irgendwohin zu wechseln, obwohl es nicht 100 Prozent zu einem passt. Ich mache mir da keinen Druck“, sagt der 23-Jährige. Er bleibt geduldig und feilt Woche für Woche an seiner Leistungsfähigkeit. Drei- bis viermal pro Woche trainiert Kurt in der Black Hall, zweimal mit einem anderen Personal Trainer auf dem Fußballplatz. „Sinan ist aus meiner Sicht jeder Zeit bereit für einen neuen Verein. Wir trainieren schon einige Zeit zusammen. Da ist es erwähnenswert, dass er noch keine Trainingseinheit ausgelassen hat“, stellt ihm Kirchenkamp ein gutes Zeugnis aus. Kurt gibt das Kompliment gerne zurück: „Jannik kennt die passenden Übungen für mich, wir trainieren viel intensiver und individueller als es im Team-Training möglich wäre.“

Der Werdegang von Yesil ähnelt dem Kurts. 2010 geht sein Stern in der B-Junioren-Bundesliga auf. Yesil erzielt in der Hinrunde für Bayer 04 Leverkusen 22 Tore in 14 Spielen. Wie Kurt entscheidet sich Yesil früh für einen noch größeren Club, er wechselt zur Saison 2012/13 für 1,3 Millionen Euro zum FC Liverpool. „Es war schon als kleines Kind mein Traum, in England zu spielen. Diesen Wunsch habe ich mir gefüllt. Aus dieser Zeit blieb einiges hängen. Ich hatte ein super Leben in Liverpool“, sagt Yesil rückblickend. Nach einer Leihe zum FC Luzern in die erste Liga der Schweiz verlässt der Stürmer im Sommer 2016 Liverpool endgültig.

Es folgt die Station Panionios in Griechenland, und zuletzt stand er beim KFC Uerdingen unter Vertrag. Doch beim Drittligisten konnte er sich nicht durchsetzen. Damit es in den schwarzen Räumlichkeiten der Black Hall nicht zu trist wird, trainiert auch Yesil parallel zu seinen Workouts auf dem Platz. Seit einigen Wochen ist er ins Mannschaftstraining des Oberligisten TSV Meerbusch eingestiegen. Der sportliche Leiter Christoph Peters ließ von vorne herein wissen, dass eine Verpflichtung von Yesil aus verschiedenen Gründen keine Überlegung sei. Der Stürmer ist der gleichen Meinung: „Über einen Wechsel nach Meerbusch habe ich mir keine Gedanken gemacht. Für mich ist wichtig, dass das ich regelmäßig auf dem Platz stehe und trainiere. Dass ich beim TSV trainiere, liegt in erster Linie daran, dass ich Christoph Peters schon länger kenne. Wenn ich fit bin, traue ich mir zu, in der 2. Liga zu spielen oder in einer ersten Liga im Ausland. Das Wichtigste ist für mich allerdings, dass ich spiele.“

Läuft für Kurt und Yesil alles nach Plan, verliert die Black Hall spätestens im Januar 2020 zwei regelmäßige Trainingsgäste. Wenn Ende des Jahres im Fußball die Winterwechselperiode ansteht, wollen die beiden Profis neue Herausforderungen annehmen. Bereit sind sie für neue Aufgaben, vor allem körperlich.