Montessori-Chor: Abschied aus vollen Kehlen
Mit dem letzten Konzert endet am Samstag eine 14-jährige Erfolgsgeschichte. Zeit für einen Rückblick.
Krefeld. An ihre ersten Proben mit Lore Sladek im Herbst 1998 erinnert sich Cornelia Gilson noch gut: „Die Einsing-Übungen waren sehr gewöhnungsbedürftig. Was macht sie da Eigentümliches mit uns? Wir mussten beispielsweise laute Maschinengeräusche machen oder von einem Ton hoch- und runterjaulen!“ Diese eigentlich lustigen Erinnerungen haben für Gilson und die anderen Sänger nun einen traurigen Beigeschmack. Ihr Montessori-Chor löst sich, wie bereits am Dienstag berichtet, nach 14 Jahren auf.
Angefangen hat damals alles mit einem Aufruf in der WZ: Lore Sladek, Musiklehrerin an der Bischöflichen Montessori-Gesamtschule, hatte im September 1998 verkündet, dass sie einen Schulchor mit Kindern, Eltern und Schülern gründen wolle. Cornelia Gilson und fünf weitere Mütter machten gleich mit.
An die „merkwürdigen“ Einsingübungen gewöhnten sie sich und erkannten den Nutzen der Stimmbildung. „Es war mir immer ein großes Anliegen, Schüler selber stimmlich auszubilden und dann an einen renommierten Gesangslehrer weiterzuleiten“, gesteht Sladek, die neben dem Studium in Musik und Englisch auch Ausbildungen als Sängerin und Dirigentin vorweisen kann.
Eine ihrer ehemaligen Schülerinnen, Katharina Borsch, die als 13-Jährige mit einer kleinen Solorolle ihre erste Bühnenerfahrung sammelte, ist heute Gesangssolistin. Anna Schöck, eine andere Schülerin Sladeks, singt heute Opernrollen im In- und Ausland.
Auch der Montessori-Chor, der seit 2006 offizieller Konzertchor ist und doch nur als AG der Schule läuft, hat Konzertreisen unternommen. Die eindrucksvollste, darüber sind sich Sladek und Gilson einig, war 2008 eine Tour nach Norditalien. In einer alten Basilika in Bergamo hat man den „Paulus“ von Mendelssohn-Bartholdy aufgeführt — mit Mitgliedern des Mailänder Opernchors, Solisten der Scala, aber auch einer Krefelder Schülerin als Solistin.
Über das Repertoire des Chors hatte Sladek ihre festen Vorstellungen. Aus den Reihen der Sänger kam auch der Wunsch, Volkslieder zu singen, aber daraus wurde nichts. Man blieb bei der klassischen Musikliteratur, vor allem bei Bach. „Es war ihr Herzenswunsch, uns das zu vermitteln“, erinnert sich Gilson. „Sie kann zu jedem Takt etwas sagen und uns nahe bringen, wie er zu singen ist. Sie ist einfach eine Persönlichkeit, der man sich nicht entziehen kann.“
Doch diese Verbindung wird sich lockern, denn Sladek hat nach langer Überlegung die Chorleitung niedergelegt: „Die Belastung als Lehrer wird immer größer, und ich merke, dass ich jahrelang zwei Berufe nebeneinander ausgeübt habe.“
Im Laufe der Jahre hat sich eine enge Gemeinschaft im Montessori-Chor entwickelt: Für viele war der Dienstagabend eng mit den Chorproben verbunden, und manche Freundschaft ist in diesem Rahmen entstanden. Deshalb ist sich Gilson, die Sprecherin des Chores, sicher: „Am Samstag beim großen Abschiedskonzert werden Tränen fließen“.