Public-Viewing in Krefeld: "Ein richtig gutes Spiel, oder?"

Beim Rudelgucken im Schlachtgarten sind auch Leute dabei, die sonst mit Fußball nur wenig zu tun haben.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Das ging ja gleich richtig zur Sache. Mit vier Paukenschlägen ist die deutsche Mannschaft ins Turnier gestartet. Und die Krefelder haben es so richtig genossen. So kann es weitergehen war die einhellige Meinung gestern Abend. Überall in der Stadt — ob in den Kneipen, den Biergärten oder zu Hause — traf man sich zum gemeinsamen Gucken.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wie zum Beispiel im Schlachtgarten. Eine Viertelstunde vor Anpfiff: Hunderte Fans haben sich zum Public Viewing versammelt, die besten Plätze vor den Leinwänden und den Fernsehern sind schon lange weg. Richtig gute Sicht haben die, die ihre Plätze früh gebucht haben. Wer später kam, steht hinten. Wohl dem, der einen Platz auf der Dachterrasse über der Strandbar bekommen hat. Wie kommt man da bloß rauf?

Foto: Jochmann, Dirk (dj)
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Kurz vor Anpfiff, Kanzlerin Angela Merkel singt die Hymne im Fernsehen. Und im Schlachtgarten? Singen genau so viele wie bei der DFB-Elf — fünf Leute vielleicht. Schnell wird klar: Das hier ist kein staatstragendes Ereignis. Hier geht es um wirklich entspanntes Rudelgucken. Und entsprechend langsam kommt man in Stimmung.

Was auch an der mäßigen Bildübertragungsqualität im Sonnenschein liegen kann. „Spielt mehr über die rechte Seite“, fordert ein Zuschauer, „die andere kann ich nicht sehen.“

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Benjamin Auale und Felix Hasse haben vorausschauend geplant und sich ihren eigenen kleinen Monitor mitgebracht. Eigentlich alles richtig gemacht, doch dann stürzt die Verbindung ab. „Wir haben uns das schon gedacht“, sagt Auale. „Der frühe Vogel fängt den Wurm — wir waren zu spät hier.“ Auch andere Besucher nutzen den Livestream übers Smartphone.

Fünfte Minute, der erste Höhepunkt: Ronaldo schießt weit über Manuel Neuers Tor. Dafür gibt es hämischen Beifall. Siebte Minute: Alles jubelt, dabei schießt Khedira knapp am Tor vorbei. Dafür steigt die Stimmung jetzt spürbar an.

Elfte Minute: Riesenjubel. Der Ball zappelt im Netz. „Ich finde es großartig, besser geht es doch gar nicht“, sagt Jens Vennemann. „Ich bin eine halbe Stunde vorher gekommen, da gab es zwar schon keinen Platz mehr. Aber die Stimmung ist einfach sensationell.“ Und sie wird noch besser. Mats Hummel wuchtet den Ball nach einer halben Stunde zum 2:0 ins Tor. Spätestens nach dem 3:0 kommen auch die Event-Fans aus den Puschen. „Ich interessiere mich ja eigentlich gar nicht für Fußball, aber das hier ist ein richtig gutes Spiel, oder?“, fragt Boris Flit. Ja, Boris, ist es!

Ganz so fulminant geht es in der zweiten Halbzeit zwar nicht weiter. Aber immerhin wird das Wetter schlechter. Das hat zur Folge, das das Bild auf der zweiten Leinwand besser wird. Vorher war es zu hell. Der Spielplan macht Grund zur Hoffnung: Das nächste Spiel wird erst um 21 Uhr angepfiffen.