Schienetrassenführung „Eiserne Rhein“ Schienenlärm - Wenn die Güterzüge an der Haustür vorbeirauschen

Der „Eiserne Rhein“ ist schon da, sagt Peter Weyers aus Linn. Wer in seinem Garten ein Gespräch führt, merkt schnell warum.

Foto: Dirk Jochmann

Linn. „Ob das Ding jetzt ‘Eiserner Rhein’ heißt oder nicht - der Lärm ist da“, sagt Peter Weyers. Wie auf Zuruf rauscht wieder ein langer Güterzug vorbei. Das Gespräch weiterzuführen, macht keinen Sinn. Der tosende Lärm des Zuges ist einfach zu laut. „Ich leide darunter, dass man sich nicht mal auf der Terrasse unterhalten kann“, sagt Weyers.

Dabei ist es ansonsten verhältnismäßig ruhig auf der Terrasse am Bruchfeld in Linn - obwohl die A57 in Sichtweite ist. Die Autobahn ist mit Lärmschutz versehen — die Trasse nahe dem Linner Bahnhof nicht.

Auch der Personenverkehr stört Weyers nicht. Was ihn stört, rauscht an diesem Nachmittag mehrmals vorbei. „Das war wieder eine alte Diesellok“, sagt der Kenner dann. Die würden gerade nachts „auf die Reise“ geschickt. Das gehe bis zwei Uhr morgens so. „Da ist auch alte Technik aus Russland auf den Schienen unterwegs“, erklärt der 65-Jährige, der selber lange als Kfz-Mechaniker gearbeitet hat.

Mit einer Smartphone-App messe er in seinem Garten auch mal 100 Dezibel. Laut Bundesimmissionsschutzgesetz sind in Wohngebieten 55 Dezibel erlaubt. Weyers hat kürzlich eine Öffentlichkeitsbeteiligung des Eisenbahnbundesamtes erlebt. Dabei können Bürger angeben, wie sie ihre Beeinträchtigung durch Schienenlärm einschätzen. Im Anschluss wird ein Lärmaktionsplan erstellt, bei dem die Belastung der Bürger in Kartenform dargestellt wird.

Gabi Schock (SPD), Vorsitzende des Planungsausschusses, beschäftigt das Thema Schienenlärm seit fast 20 Jahren. Das Problem: Bei solchen Lärmplänen werden die Werte zu einem Durchschnittswert zusammengerechnet. „Dabei sind es die Lärmspitzen, die besonders schädlich für die Anwohner sind“, sagt Schock. Seitdem der „Eiserne Rhein“ (siehe Kasten) diskutiert wird, versucht sie zusammen mit der Verwaltung und den Bürgervereinen, die Auswirkungen der geplanten Güterverkehr-Trasse so gering wie möglich zu halten. Die Stadt Krefeld hatte sich deswegen beispielsweise für eine südliche Trasse entlang der A52 ausgesprochen.

„Doch so oder so wird der Güterverkehr immer an Linn vorbeiführen“, sagt Philip Weimann vom Bürgerverein. Deswegen ist die Forderung der Linner einfach: Der heutige Stand der Technik muss für alle Züge verpflichtend gelten. Außerdem müssen der Lärmschutz an der Schiene ausgebaut und die Gleisbetten lärmmindernd ausgerüstet werden. „Die Deutsche Bahn hat in Sachen Lärmschutz einen Sonderstatus. Die EU wollte das verändern, aber Deutschland war dagegen“, erläutert Gabi Schock.

Der Güterverkehr vor seiner Haustür habe in den letzten zehn Jahren merklich zugenommen, sagt Weyers. Trotzdem habe er Verständnis dafür, „dass mehr Güterverkehr auf die Schiene muss, aber dann muss auch das Umfeld dafür geschaffen werden.“

Darüber nachgedacht, deswegen wegzuziehen, hat Weyers nicht. Seitdem er 15 Jahre alt ist, wohnt er in dem Elternhaus. Er habe sich an den Lärm gewöhnt. „Nur wenn ich im Urlaub bin, bin ich überrascht, wie ruhig es dort ist“, sagt er.