Bürger fordern eine Lösung
Entlastung der Kölner Straße ist schon lange Thema. Eine Verlagerung der Probleme droht.
Krefeld. Die politische Diskussion um die Entlastung der Kölner Straße erhitzt die Gemüter. Die Strecke durch den Stadtpark ist vom Tisch. Alternativstrecken sind aber ebenso umstritten und geben Anlass, Pro und Contra gegenüberzustellen.
Erik Pino von Friedenthal (72) von der Bürgerinitiative "Auskiesung und Westumgehung" ist erleichtert, dass die Hauptstraße durch den Stadtpark vom Tisch ist. "Wir kämpfen schon seit über 30 Jahren gegen diese unsinnige Planung."
Froh ist auch Mitstreiter Karl Kudlek (65). "Das ist doch schizophren. Ich kann doch keinen Freizeitpark hinmachen und dann lasse ich die Autos da durchfahren." Und Kudlek ist realistisch: "Die Kölner Straße kann man nicht als Fußgängerzone herrichten." Lieferfahrzeuge müssten durch, sonst könnten die Geschäfte dichtmachen.
Von einer ruhigen Kölner Straße träumt Andre Krücker (46) seit über zehn Jahren. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern wohnt er in einer Seitenstraße. "Das ist ein endloses Hin und Her."
Er ärgert sich, dass sich die Politik nicht auf eine Lösung einigen kann. Nachts, wenn er oben im Bett liegt und die Laster über das Pflaster rumpeln, spürt er, wie der Dachboden seines Hauses wackelt. "Das geht in aller Herrgottsfrühe los. Eine Umgehungsstraße muss her", sagt er beinahe verzweifelt.
Wie er sich gefühlt hat, als die Westumgehung kürzlich im Rat gescheitert ist? "Enttäuscht, aber ich habe nichts anderes erwartet." Und er fragt: "Wer kommt für die Bauschäden auf? Wer kommt für die gesundheitlichen Schäden auf?"
Sanierung, keine Umgehungsstraße, fordert Hermann Brand (76). Die Kölner Straße sei nun mal eine Bundesstraße. Der Belag müsse einfach nur leiser werden. Brand kommt aus Meerbusch und fährt häufig zum Einkaufen nach Krefeld.
Eine Umgehungsstraße wäre für ihn ein Umweg. Gleichzeitig denkt er an die Menschen, die neben der neuen Hauptstraße wohnen würden: "Warum sollen die Leute da den ganzen Dreck um die Ohren gehauen bekommen, den die Laster machen, wenn es hier ruhiger gemacht werden kann."
Oskar Schütze, direkter Anlieger des Biotops, kann den Entschluss zur Absage an die ehemals geplante Strecke nur begrüßen: "Eisvogel, Flussuferläufer und Waldohreule haben sich dort angesiedelt. Seit zwei Jahren überwintert dort eine Rabenkolonie." Ein weiterer Punkt sei, "dass bei einer Strecke durch den Stadtpark, der mit Landesmitteln finanziert wurde, diese wieder zurückgezahlt werden müssten." Da gehe es um 18 Millionen Euro.
Die Bürger fordern eine Lösung. Aber: "Eine Belastung gegen eine andere auszutauschen , kann doch wohl niemand wirklich wollen", so Marion Rips. Die Entlastung der Kölner Straße sei die eine Sache, so Antonio Angona, "das Mühlenfeld die andere. Feinstaub, Nickel und Co. sind hier das Problem."
Problematisch sind die verschiedenen Standpunkte: "Sage mir, wem die Grundstücke gehören und ich sage dir, welche Trassenführung der Grundstückseigner will", so Rolf Lorberg, Gründungsmitglied des Fördervereins Stadtpark Fischeln. Helmut Hucke hofft, dass gehandelt wird. "Auch, wenn man es dabei nicht jedem recht machen kann."