Eine spannende Zeitreise an der Burg Linn
Der Linner Schützenverein hat mit rund 350 Aktiven Geschichte lebendig gemacht.
Krefeld. "An den Pranger mit dem Schurken! Das Volk soll ihn bespeien und mit Unrat nach ihm werfen. Das Gericht wird später über seine Schuld entscheiden." Raunen im Publikum auf der Ritterwiese an der Linner Burg. In der Rolle des lautstarken Amtmanns Rembodo von Budberg lässt Guido Heisterbach vom Linner Schützenverein keinen Zweifel daran, dass die Unschuldsvermutung im frühen Mittelalter noch kein Thema war. In feines Tuch gewandet urteilt dann auch die Kammer der Edelmänner, dass der um Gnade Flehende in den Kerker zu werfen sei, während der betrügerische "Tuchhändler zu Linn" noch einmal mit einem geschlitzten Ohr davon kommt.
"Es war halt immer entscheidend, wer die meisten Zeugen auf seiner Seite hatte, egal woher", so Guido Heisterbach inmitten der zeitgenössischen Lärmerei am Richtertisch. "Wir achten sehr darauf, dass alles echt ist. Das gilt auch bei der Fertigung und Pflege von Kettenhauben, Instrumenten, Kostümen oder beim Schwertkampf."
Eine spannende Zeitreise hat der Linner Schützenverein mit rund 350 Aktiven rund um die Burg Linn aufgestellt. Bauerngruppen, Hirten, Schmiede, Ritter, Edeldamen, Falknerinnen oder der historische Löschzug der Linner Feuerwehr stellen ihr meist mühevolles Leben vom frühen Mittelalter bis hin zur Biedermeierzeit dar. So ist auch das Küchengesinde zum Wohle der Herrschaft rund um die Uhr im Einsatz. Stundenlang putzen und schälen die Linner Mägde in der Burgküche Gemüse, rühren unermüdlich Porree, Zwiebeln, Petersilie und Wurst zum mittelalterlichen Eintopf "Ritters Grüne" zusammen.
Ein Zeugnis vergangener Tage ist auch die jährliche Entlohnung der barfüßigen Viehhirten. Meist gab es etwas Geld und Schuhe, aber ansonsten spielten sie keine große Rolle in der Gesellschaft.
Als Kurfürst Graf Friedrich von Saarwerden wendet sich Harald Lehmann vom Linner Schützenverein an die Zuschauer an der Ritterwiese. "Die ärmlichen Hirten waren zwar geachtet für ihre Naturkenntnisse, gehörten aber dennoch zum sozialen Unterstand." Außerdem gerieten sie schnell in Lebensgefahr wenn ihre Wettervorhersagen nicht eintrafen.
In der Burg kämmen und spinnen die fleißigen Spinnerinnen ihre Schafwolle, während draußen an der Burgmauer der historische Feuerlöschzug unter dem Gejohle der Zuschauer ein kreischendes Burgfräulein über die alte Feuerwehrleiter hinab in Sicherheit bringt.
In Linn steht fest: Diese spannende Zeitreise des Linner Schützenvereines wird es auch in drei Jahren wieder geben. Bis dahin heißt es, den Zahn der Zeit weiter zu überdauern und die alten Gerätschaften, Werkzeuge und historischen Kostüme zu pflegen, nachzubessern und für die Zukunft zu erhalten.