Friedrich Hundsdörfer und sein Leben für den Waldsee
Uerdingen: Seit über 70 Jahren gehört Friedrich Hundsdörfer dem Schwimmverein SV Bayer 08 an.
Uerdingen. Friedrich Hundsdörfer blickt auf ein erfülltes Leben zurück. Über 70 Jahre gehört der 84-jährige dem Schwimmverein Bayer Uerdingen 08 nun schon an. Bei der großen Ehrung der Jubilare führte der Sportsmann die Reihe an. Nur drei Schwimmkollegen können neben Hundsdörfer auf eine so lange Zeit im Uerdinger Schwimmverein zurückblicken.
Als der noch Uerdinger Schwimmverein hieß, wohnte Hundsdörfer in der Nähe des "Baggerlochs", wie der Waldsee damals genannt wurde. 1938 schlossen sich ein paar Nachbarjungen dem Verein an, und Hundsdörfer folgte ihnen. "Ich war zwar kein Leistungsschwimmer, eher ein Allroundsportler, hatte aber viel Spaß am Schwimmen", sagt der Uerdinger.
Im Winter verlegten die Schwimmfreunde ihre Aktivitäten in das Uerdinger Stadtbad. "Wir waren eine verschworene Gemeinschaft und verbrachten viele gesellige Abende miteinander", erinnert sich der pensionierte Betriebsinspektor der Deutschen Bahn.
Nach der 1939 begonnenen Lehre im Bahnausbesserungswerk Oppum ging er auf die Ingenieursschule Köln, wurde aber bald schon in die Luftwaffe eingezogen und gehörte bis 1944 dem technischen Personal an. Dann folgte die Versetzung zur Infanterie an die Ostfront. Friedrich Hundsdörfer überlebte einen Granateneinschlag in seiner unmittelbaren Nähe.
Er wurde jedoch bei dem Angriff schwer verletzt und verlor das rechte Bein. Nachdem er 1945 aus russischer Gefangenschaft geflohen war, kehrte er nach Uerdingen zurück und traf einige alte Schwimmkameraden wieder. "Obwohl vieles zerstört war, wollten wir den Schwimmverein nicht untergehen lassen", erklärt er.
Trotz seiner Behinderung war Hundsdörfer weiterhin begeisterter Schwimmer und nahm aktiv am Vereinsleben teil. So lerne er auch seine Frau Margarete kennen, mit der er seit fast 56 Jahre verheiratet ist. "Der Verein ist ein Stück Heimat für uns", sagt Margarete, die schon 61 Jahre Mitglied ist. "Noch bis 2001 bin ich jede Woche Schwimmen gegangen oder habe mich als Stimmungsmacher im Schwimmbad betätigt", sagt Friedrich Hundsdörfer lächelnd.
Der Verein hat sich in den 70 Jahren seiner Mitgliedschaft sehr verändert. Heute hat der SV Bayer über 9000 Mitglieder. "Damals kannte noch jeder jeden, und es gab sogar Stromschwimmen im Rhein", sagt Hundsdörfer.
Von der Partnerschaft mit dem Chemiekonzern Bayer habe der Verein sehr profitiert. Heute, da ihm das Schwimmen nicht mehr so gut möglich ist, hat Friedrich Hundsdörfer andere Hobbys gefunden: Gerne schaut er Naturfilme, studiert jeden Morgen aufmerksam die Börsenberichte in der WZ und sammelt ausgefallene Uhren. Doch der Verein hat sein Leben geprägt, deshalb bleibt er ihm weiterhin treu.