Uerdinger Karnevalszug: Kommt jetzt das Glasverbot?
Scherben beim Zug in der Rheinstadt lösen eine neue Diskussion aus.
Krefeld. Der Uerdinger Tulpensonntagszug wirft — bei aller Karnevalsfreude im Sonnenschein — noch lange Schatten. So beschäftigen sich die Verantwortlichen schon jetzt mit einem absoluten Glasverbot im nächsten Jahr. Andere möchten die Jugendlichen „anders erreichen“, um sie von den kleinen Alkoholfläschchen wegzulocken. Wieder andere hoffen auf neue Ideen in der Zuggestaltung.
Das „Glasverbot für Uerdingen“ ist für Ulrich Lohmar, den stellvertretenden Vorsitzenden der zuständigen Bezirksvertretung, für die nächste Session ein absolutes Muss. „Karneval feiern heißt nicht, mit Bierflaschen zu werfen‘“, sagt er mit Nachdruck. „Die Scherben der kleinen anderen Fläschchen sind besonders spitz und daher sehr gefährlich. Tiere und ältere Leute verletzen sich.“
Die Grünflächen seien verschmutzt, und am Wallgarten sei die Umgebung auch sehr vermüllt gewesen, erklärt Lohmar weiter. „Im Kopfsteinpflaster des Marktplatzes war alles voller Glas.“ Dort setzten sich die Scherben fest. „Sie sind auch mit der Kehrmaschine nicht so leicht zu beseitigen.“ Er nennt die Gegend an der Nikolaus-Groß-Straße und Am Röttgen als besonders auffällig.
Den „Ausnahmezustand“ an der Nikolaus-Groß-Straße kennt Anja Rinnen, die Schulleiterin des anliegenden Gymnasiums am Stadtpark, bestens. Dort ist auch vor dem Eintreffen des Zuges kaum ein Durchkommen. Die Polizei zeigt Präsenz. „Das ist der karnevalistische Hotspot seit jeher“, erklärt sie. „Man trifft sich Am Stadtpark.“ In diesem Jahr kamen 250 Jugendliche allein aus Duisburg zu den Uerdingern (die WZ berichtete).
Das Schulgebäude wird jeden Tulpensonntag mit einem großen Bauzaun umgeben. Angestellte eines Wachdienstes patrouillieren. „Das geschieht, damit die Schule halbwegs heil bleibt“, sagt die Schulleiterin. „Ansonsten verwandeln sich die Außenwände in ein Pissoir, die Wiese wäre gespickt mit Scherben.“
Ihr Vorgänger habe es durchgesetzt, dass Einzäunung und Wachdienst auf Kosten der Stadt eingerichtet wurden, berichtet Rinnen weiter. „So ist es in Ordnung, damit können wir leben.“
Thorsten Süllwold, zweiter Vorsitzender und Organisationsleiter des Karnevalszugvereins Uerdingen, möchte — „vielleicht gemeinsam mit dem Ordnungsamt“ — den Versuch starten, die Jugendlichen anders zu erreichen. „Wir müssen uns etwas ausdenken, das die jungen Leute anspricht.“
Geäußerte Kritik, den Zugteilnehmern gingen die Ideen aus, mag er so nicht stehenlassen. „Die Wagen und Gruppen sind nicht lieblos.“ Am Rand des Zuges wurde jedoch von Besuchern immer wieder angemerkt, dass es im vergangenen Jahr bereits das Dschungelcamp gab, Gesellschaften ihre Wagen mit dem eigenen Namen und sonst keiner Idee versähen, der Oberbürgermeister-Gestalt jedes Jahr nur neue Kleidung aufgemalt werde. Ihn — wie im vergangenen Jahr — mit Zauberstab über der Ostwall-Baustelle zu zeigen, wurde durchaus positiv bewertet, in diesem Jahr hieß es nur: „Oedingsche schwimme, Krieewelsche jont baden“. Der OB wurde im blau-weiß gestreiften Badeanzug gezeigt.
Neues wird’s jedenfalls für die Tollitäten geben, nachdem das Last-Minute-Prinzenpaar am Sonntag auch einen Last-Minute-Wagen bekam. Süllwold: „Der Prinzenwagen war kaputt. Wir mussten uns einen leihen. Nächstes Jahr bauen wir einen neuen.“