Bockum: Ein neuer König regiert die Schützen

Der Ortsteil hat ein neuen Regenten: Die WZ sprach mit Karl Müller und seinem Vorgänger nach dem Vogelschuss.

Krefeld-Bockum. „Der König ist tot, es lebe der König“, so die herzlose Bekanntgabe des neuen Herrschers in früheren Tagen. Das ist bei den Schützen des Bockumer Schützenvereins 1611 völlig anders. Am Montag nach dem Wachwechsel nimmt Rolf I. (Steiners) seinen Nachfolger Karl II. (Müller) in den Arm, um ihm herzlich zu gratulieren.

Im fast leer geräumten Festzelt sammelt sich eine müde, aber fröhliche Runde. Mit dabei: Vorsitzender Dieter Ermanns und Ex-König anno 2006, Herbert Müller. „Durch meinen Bruder Herbert weiß ich, was auf mich zukommt“ sagt Karl Müller. „Ich freue mich zusammen mit meiner Frau (Uschi II.) und meinen Ministern auf die neue Aufgabe.“

Drei Jahre lang wird das Kompaniemitglied der Grenadier-Offiziere die Regentschaft der Schützen in Bockum übernehmen. Allerdings ist er ein wenig König wider Willen. Noch wenige Tage zuvor hatte er der WZ anvertraut, kein Königsamt anzustreben. Doch wie so oft kam es beim Königsvogelschießen anders als gedacht.

Zuerst nahm das übliche Procedere seinen Lauf. Nach und nach traten die Ehrengäste mit je zwei Schuss aus dem Kleinkalibergewehr zum Schießen an: Pastor Karl-Heinz Alders, Oberbürgermeister Gregor Kathstede, Schirmherr Ulrich Hahnen, die Mitglieder des Ehrenausschusses und die 250 aktiven Schützen des Vereins.

Nach weiteren Trophäen-Schüssen auf Teile des Vogels gab Ermanns das Finale frei, an dem sich vier qualifizierte Schützen der fünften Jäger-Kompanie und der spätere König beteiligten. Doch die Kandidaten stiegen nach und nach aus dem Wettbewerb aus, bis Karl Müller übrig blieb. Mit dem 745. Schuss fiel der Vogel nach zweieinhalbstündigem Finale.

In aller Eile und unvorbereitet musste er seine Minister finden und benennen, um die Parade abnehmen zu können. Gefeiert wurde dann bis tief in die Nacht. Zusammen mit seinem Vorgänger ist sich Müller einig, einen hochemotionalen Abschied des amtierenden Königshauses erlebt zu haben.

„Es war eine schöne Zeit. Viele haben mich zum Abschied geherzt und Männer haben sogar geweint“, so Steiners gerührt. Und in Anspielung auf die Tradition „Der König ist tot…“: „Ich bin nicht tot und ich falle in kein Loch.“ Auch die Kosten während der Regentschaft ließen sich in Grenzen halten.

Man investiere gerne etwas, zum Beispiel in die Adelskleider des Königshauses zum Jubiläum. Man erhalte aber auch vielfach Unterstützung, etwa in Form von Leihfahrzeugen oder kostenlosem Friseurbesuch. Seinem Nachfolger gibt er ein Wort mit auf den Weg, ohne das selbst bei einem König nichts geht: „Disziplin.“