Senioren-Sportler Weltklasse mit 66 Jahren
Uerdingen · Wolfgang Ritte vom SC Bayer Uerdingen ist Senior-Leichtathlet 2018 und sammelt Rekorde.
Das neue Jahr hat für Wolfgang Ritte mit allerlei Glückwünschen und Lobpreisungen begonnen. Erst feierte der Athlet des SC Bayer Uerdingen am 7. Januar seinen 66. Geburtstag. Einen Tag später ehrte ihn der Deutsche Leichtathletik Verband zum „Senioren-Leichtathleten des Jahres.“ Es war eine Internet-Wahl gewesen, was den Moerser ganz speziell freute: „Das ist für mich besonders, denn es werden da nicht nur Insider abgestimmt haben.“
Ritte hat sich über die vielen Jahre einen weltweiten Ruf auf den Sportplätzen und Sporthallen erarbeitet. Dabei war es das dritte Mal, dass der Stabhochspringer, Läufer und Weitspringer zum besten Senior-Leichtathleten erkoren worden war. Erstmals im Jahr 2007, als noch Leser einer Zeitschrift für ihn stimmten. Wenige Jahre später war es eine Fachjury gewesen. Und nun also ein breites Publikum. Das schmeichelt dem SC Bayer-Athleten besonders.
Bei der Senioren-Weltmeisterschaft in Malaga im September gewann er drei Titel. Im Stabhochsprung, seiner Paradedisziplin, schaffte er eine Höhe von 3,90 Meter. Im Hürdensprint schlug er bei seinem Sieg den früheren Weltrekordler der M60, der nun mit ihm in der M65 antrat. Und im Weitsprung hechtete Ritte noch über 5,44 Meter.
Ritte: „Ich möchte auch
dem lieben Gott danken“
Sport hält fit und gesund bis ins hohe Alter, sagen die Ärzte. Wolfgang Ritte, der seit 60 Jahren Leichtathlet ist, dient als Paradebeispiel dafür, wie man mit Leidenschaft und der richtigen Lebensweise auch mit 66 Jahren noch Weltklasse verkörpern kann. „Ich möchte auch dem lieben Gott danken, dass ich bislang gesund geblieben bin“, sagt Ritte. Keine Zigaretten, wenig Alkohol, ab und an mal ein Glas Wein, dabei normale Ernährung. „Die Bewegung ist ein ganz wichtiger Faktor, gesund und zufrieden zu sein, einen Ausgleich zu haben. Schon fünf Minuten auf einem Sportplatz reichen, um Stress abzubauen“, sagt er. Spitzenleistungen als Mittsechziger? Peter Quasten, Fachwart für Wettkampf und Leistungssport beim SC Bayer Uerdingen, sagt dazu: „Wolfgang steht sinnbildlich dafür, dass dies möglich ist im Alter. Wir sind sehr glücklich über dieses Paradebeispiel bei uns um Verein.“
Wolfgang Ritte hält
zahlreiche Weltrekorde
Ritte hält zahlreiche Weltrekorde. Sogar noch einen in der Altersklasse 55. Da übersprang er mit dem Stab die Höhe von 4,60 unter freiem Himmel. Bestwerte rangieren unter seinem Namen auch in den Klassen M60 und M65. Auch 2019 will der Moerser wieder hoch hinaus. Eine Passion, die in der Familie liegt.
Dass Großmütter mit ihren Enkeln spielen, gehört in vielen Familien zum Alltag. So natürlich auch bei der Uerdinger Stabhochspringer-Familie, wo Oma Ute selbst bei den Wettkämpfen sich Zeit für ihre Enkel nimmt. Wie zuletzt beim ART-Advent-Meeting, als „Ritte-Family“ mal wieder mit Großaufgebot unter den 500 Athleten erfolgreich dabei war. Während die 36-jährige Christina sich wieder über Höhen von 3,20 Meter schwang, war die 66-jährige Ute schon mit ihren Wettkampf fertig, den sie mit der Höhe von 2,45 gewonnen hatte, was auf der Welt kaum sonst noch jemand in diesem Alter hinkriegt. „Mit den Enkeln spielen macht mir immer auch bei den Sportfesten Freude“, sagte Ute Ritte.
Derweil rüsteten sich Schwiegersohn Timo und Filius Thomas, der an einer Moerser Klinik Oberarzt ist, für die großen Sprünge weit über die Höhen von vier Metern. Familien-Oberhaupt Wolfgang Ritte hatte zuvor schon viele Blicke auf sich gezogen, als er sich in Düsseldorf – diesmal vergeblich – an 3,80 Meter abmühte. „Wir hatten zuletzt nicht mehr so viel trainiert“, verriet er, der im Vorjahr mit 4,06 Meter so hoch wie kein 65-Jähriger zuvor auf der Welt gekommen war.
Am Samstag sind die Rittes in Düsseldorf bei den NRW-Meisterschaften dabei. Ihre Spezial-Disziplin Stabhochsprung steht aber nicht auf dem Programm. Die Rittes kämpfen dann auch beim Weitsprung, 60-Meter-Sprint und Hürdenlauf um die Meistertitel und Medaillen.