„Ein bisschen Familie“ Was die Radstation in Krefeld zu einem besonderen Ort macht

Krefeld · Ziemlich analog und ein bisschen wie Familie: Für einen Euro lässt sich das Fahrrad in der Radstation am Hauptbahnhof in Krefeld abstellen – für einige ist dieser Ort aber mehr. Ein Besuch.

Freundlich sind sie, die Mitarbeiter der Radstation, die inzwischen in Containern vor dem Hauptbahnhof arbeiten müssen.

Foto: Endermann, Andreas

Du willst also dein Rad für ein paar Stunden am Hauptbahnhof abstellen? Komm nicht auf die Idee, es einfach auf dem Vorplatz bei den Dutzenden anderen Rädern zu lassen. Wenn du Pech hast, steht es die ganze Zeit im Regen, und du wirst dich ständig fragen, ob das Ding bei deiner Rückkehr noch da ist. Außerdem ist das Abstellen dort nicht erlaubt. Die Fahrradboxen am Südausgang? Schon besser, aber du musst Glück haben, dass eine Box frei ist. Dann musst du dich übers Internet registrieren und bezahlen und so weiter, vermutlich hast du’s aber eilig. Falls das Rad geklaut wird, haftet der Betreiber dafür nicht. Aber es gibt noch eine dritte Möglichkeit, die Radstation. Welche Radstation? Die Radstation, die schon seit 23 Jahren existiert, an der rechten Seite des Bahnhofs. Schieb also dein Rad dorthin, hinter der Theke am Eingang wird ein Mitarbeiter sitzen. Gib ihm einen Euro, und er gibt dir die eine Hälfte eines Zettelchens, das er aus einem Doppelnummernblock reißt. Du kennst das vielleicht von der Theatergarderobe. Ein weiterer Mitarbeiter nimmt die andere Hälfte des Zettelchens, befestigt sie mit einer Wäscheklammer an deinem Gepäckträger und schiebt dein Rad weg, den Flur entlang. Das war’s. Du wirst dich fragen: Warum geht das alles so einfach? Warum kostet das nur einen Euro, obwohl man sein Auto dafür nicht mal eine Stunde abstellen kann? Ist das auch alles sicher? Wer sind diese Leute hier? Was ist das für ein Ort?