Prognose Logistik ist Wachstumsmotor
Prognos-Studie im Auftrag der IHK zeigt große Chancen auf. Allerdings fehlen an vielen Stellen die infrastrukturellen Voraussetzungen.
Krefeld. Wenn es um große Visionen, Pläne und Forderungen geht, können wissenschaftliche Studien hilfreich sein. So ist es im Falle der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK). Das Team um Geschäftsführer Jürgen Steinmetz hatte das Prognos-Institut beauftragt, eine so genannte Verflechtungsanalyse von Logistikunternehmen und verladender Wirtschaft im Kammergebiet zu erstellen.
Die Botschaft zusammengefasst: Die Branche ist wichtig, wächst und wenn man am Mittleren Niederrhein mittelfristig mithalten und keine Chancen verschenken will, muss die Politik für die Rahmenbedingungen sorgen.
In der Tat ist das Zahlenwerk interessant. Fragebögen gingen im April und Mai an 700 Logistiker und 2000 Unternehmen der verladenden Wirtschaft, 121 Logistikunternehmen und 294 Verlader haben geantwortet, was einer Rücklaufquote von 15 Prozent entspricht. Projektleiterin Jutta Peters sagt: „Damit sind wir auf jeden Fall repräsentativ.“
85 480 Menschen aus Krefeld stehen in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis, 10,4 Prozent davon in Verkehrs- und Logistikberufen, also etwa 9000. Bis zu 1800 Ausbildungsstellen sind derzeit besetzt. Im Vergleich zum Jahr 2008 verzeichnet der gesamte Kammerbereich mit Krefeld, Mönchengladbach sowie den Kreisen Neuss und Viersen einen Mitarbeiteranstieg in der Branche von 36 Prozent. Das liegt deutlich über dem Landesschnitt (9,7) und verleitet IHK-Chef Steinmetz zu der Feststellung: „Unsere Region ist Logistik-Hotspot!“
Weitere Ergebnisse der Studie: Die Logistikbranche am mittleren Niederrhein ist mittelständisch geprägt, 80 Prozent der Unternehmen haben weniger als 540 Mitarbeiter. Das Leistungsspektrum ist enorm und wird zunehmend breiter. Die Transportdienste machen mit 86,7 Prozent immer noch den Löwenanteil aus, gefolgt vom Komplettladungsverkehr (60,8), Lagerhaltung (50) und Warenverteilung (37,5) sind wichtige Dienste genauso wie Etikettierung, Entsorgung oder auch IT-Angebote. Zentrale Kunden in der Region sind Schlüsselbranchen wie die Nahrungsmittelindustrie, die metallverarbeitenden Betriebe, Chemie, Automotive und Maschinenbau. „Der Großteil der verladenden Wirtschaft vergibt ihre Aufträge an Logistiker aus der Region“, sagt die Wissenschaftlerin Peters. Und umgekehrt, es gebe enorme Verflechtungen bei langfristig bestehenden Verträgen.
Investieren will die Branche in den nächsten Jahren insbesondere in die Mitarbeiterqualifizierung, moderne Fahrzeuge und Computertechnik. Mehr Facharbeiter werden nötig sein, um sich der Auslandskonkurrenz stellen zu können.
Die IHK leitet aus dieser starken Basis Forderungen ab. Etwa den Ersatzbau der Leverkusener Rheinbrücke oder den sechsspurigen Ausbau der A61 und des Autobahnrings um Mönchengladbach. Auch auf der Schiene müsse sich etwas tun, so Steinmetz. „Durch den zweigleisigen Ausbau der Strecke Köln-Kaldenkirchen muss ein Bypass zur Betuwe-Linie als Verbindung nach Rotterdam geschaffen werden.“ Bei den Zara-Häfen erwartet er bis 2030 ein Wachstum von 60 Prozent. „Ich bezweifle, dass wir diese Chancen mit dem neuen Bundesverkehrswegeplan abbilden können.“
Wichtig sei zudem der Ausbau des Umschlagterminals in Linn. Das Projekt Transterminal Krefeld werde auf kleiner Flamme vorangetrieben. Natürlich sei Logistik auch ein Thema der verfügbaren Flächen. Im Regionalplan müssten genügend Gewerbe- und Industriegebiete ausgewiesen werden, insbesondere interkommunale Gewerbegebiete.