Zug für Russland schwebt über Rhein
Präzision ist angesagt, wenn der Velaro von Siemens in Uerdingen für den langen Transport verladen wird.
Krefeld. Zentimeter für Zentimeter rollt das Zugabteil vorwärts. Von einer Hydraulikwinde gezogen, parkt der bis zu 62 Tonnen schwere Triebzugwagen auf einem Terminal-Trailer mit speziellen Gleisplatten ein. Auf diesen werden die Zugteile während eines Teils der weiteren Reise stehen, und an denen können sie während der Verladung mit Schwerlastkränen angehoben werden. Damit hat eines der zehn Teilstücke des Hochgeschwindigkeitszuges Velaro RUS für Russland seine Position für die nächsten Wochen erreicht.
Doch jetzt geht die eigentliche Reise erst los. „Per Binnenschiff werden jeweils fünf Teilstücke (Kopfwagen und Mittelwagen) auf die Reise nach Russland geschickt“, sagt Gerd Felser von DB Schenker. Acht dieser zehnteiligen Hochgeschwindigkeitszüge werden vom Gelände der Firma Felbermayr in Uerdingennach Kolpino nahe St. Petersburg verschickt.
Mit zwei Lastkränen werden die Wagen auf ein 110 Meter langes Binnenschiff verladen. „Der Abstand zum Innenbordraum des Schiffes beträgt 60 Zentimeter“, sagt ein Kranführer, der per Funk mit einem Kollegen auf dem Schiff verbunden ist. Präzision ist bei der Verladung der 25,5 Meter langen und bis zu 62 Tonnen schweren Abteilwagen gefragt. „Doch bis auf ein paar kleine Kratzer ist noch nie etwas passiert. Wir haben durch den Transport von bereits 38 Desiro-Nahverkekrszügen, die untere anderem bei den Olympischen Spielen in Sotschi eingesetzt werden, Erfahrung mit der Route“, sagt Felser. Dabei werden die Zugteile, deren Fertigung im Uerdinger SiemensWerk erfolgten, auf ihrer 2700 Kilometer langen Reise bis nach Russland noch mehrfach umgeladen.
Per Binnenschiff geht es über den Rhein nach Amsterdam. Dort erfolgt die Umladung auf ein Seeschiff, das bis zum Sea Terminal nach Sassnitz fährt, wo die Wagen gelöscht und von den Gleisplatten über eine Rampe auf einen Spezial-Lkw aufgerollt werden. „Dieser besitzt auch eine 1520-Milimeter-Schiene“, sagt Felser. Dieses Maß des russischen Schienennetzes unterscheidet sich in der Breite von der in Deutschland verwendeten Schiene. „Deshalb können die Waggons auch nicht einfach auf dem Zugweg transportiert werden“, erklärt Felser.
Per Lkw geht es zum RTS Trail Terminal Sassnitz-Mukran, wo die Breitspur-Eisenbahnfähre MS Petersburg die Teile nach Ust-Luga (etwa 100 Kilometer westlich von St. Petersburg) verschifft. Dort angekommen, werden die Zugteile gekuppelt und, als Ganzzug auf eigenen Rädern rollend, zum Depot gezogen. 21 Tage dauert die gesamte Überführung, die ihren Ursprung im Siemens-Werk hat.