39 700 Menschen im Kreis stehen vor einem Schuldenberg
Die Schuldner-Quote ist nach Angaben der Wirtschaftsauskunft Creditreform leicht auf 9,6 Prozent gestiegen. Im Durchschnitt steht jeder Betroffene mit 23 100 Euro in der Kreide.
Kreis Mettmann. Das neue Auto noch nicht abbezahlt, trotzdem den Urlaub auf „Pump“ finanziert, über Kredit neue Möbel angeschafft, und noch viele offene Rechnungen beim Internet-Shopping: Immer mehr Menschen verlieren bei ihren finanziellen Verpflichtungen den Überblick und tappen in die Schuldenfalle.
Aber auch Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit oder gescheiterte Selbstständigkeit führen bei vielen dazu, dass sie in Sachen Geld den Boden unter den Füßen verlieren. Im Kreis Mettmann stuft die Wirtschaftsauskunft Creditrefom 39 700 Menschen über 18 Jahre als „überschuldet“ ein — 800 mehr als im Vorjahr.
Die Betroffenen haben insgesamt einen Schuldenberg von 920 Millionen Euro aufgehäuft, das entspricht einer durchschnittlichen Pro-Kopf-Verschuldung von rund 23 173 Euro Gleichwohl schneidet der Kreis Mettmann mit einer Quote von knapp 9,6 Prozent in der Region am besten ab — vor dem Rhein-Kreis Neuss und Düsseldorf. Für die örtlichen Schuldnerberatungsstellen ist das aber nur ein schwacher Trost.
Von den 39 700 Betroffenen gelten rund 23 000 als nachhaltig „zahlungsgestört“. Bei dieser so-genannten „harten“ Überschuldung bleibt meistens nur die Privatinsolvenz als Ausweg. Für 16 700 Menschen im Kreisgebiet könnte demnach mit professioneller Beratung und Ausgabendisziplin das Ruder vielleicht noch herumgerissen werden.
Bei den Schuldner-Quoten sind im Kreis Mettmann deutliche Gefälle erkennbar: „Klassenbeste“ sind Ratingen, Langenfeld und Mettmann mit Schuldner-Quoten von 7,8 beziehungsweise acht Prozent. Im Mittelfeld liegen Haan, Erkrath und Hilden, die Quoten zwischen 8,6 und 9,5 Prozent ausweisen.
Die Städte im Bergischen — Wülfrath, Heiligenhaus und Velbert — sowie Monheim liegen mit einem Schuldneranteil von 10,1 bis 12,3 Prozent teils deutlich darüber. Klares Schlusslicht ist Velbert — zugleich ist die Stadt aber auch die einzige Kommune in der Region, bei der die Quote rückläufig ist. Diese Zahlen sind allerdings nur Durchschnittswerte. Wesentlich interessanter ist der Blick auf Überschuldung in den einzelnen Stadtteilen.
Kreis- und regionalweit liegt die kleine Siedlung Mettmann Obschwarzbach mit der geringsten Schuldnerquote von 3,3 Prozent unangefochten an der Spitze, dicht gefolgt von Mettmann-Metzkausen und Ratingen-Homberg (4,1 Prozent). Dahinter folgen Velbert-Langenhorst, die Ratinger Stadtteile Hösel, Eggerscheidt und Ost sowie Heiligenhaus-Isenbügel und Langenfeld-Berghausen.
Die Reihe der negativen Spitzenreiter führt Erkrath-Sandheide vor den Innenstadtbereichen Velbert und Mettmann (13,2 Prozent) an. Es folgen Erkrath-Alt-Hochdahl, Ratingen-West und Monheim. Noch schlechter stehen die Velberter Stadtteile Birth, Bonsfeld und Kostenberg da. Mit einer Schuldner-Quote von 21,7 Prozent ist allerdings das ländliche Nord-Erbach in Wülfrath das absolute Schlusslicht im Kreis: Dort ist laut Creditreform mehr als jeder Fünfte überschuldet.