Gärtner machen Wildblumen den Garaus

Mit viel Mühe haben Erkrather gepflanzt und gesät, um Bienen und Schmetterlingen ein Buffet zu bereiten. Dann wurde alles abgemäht. Mehrfach.

Foto: Pleul/dpa

Erkrath. Inge Berkenbusch traute ihren Augen kaum: Noch vor wenigen Wochen blühten auf dem Grünstreifen an der Willbecker Straße Hunderte von Narzissen. 1000 von privat gesponserte Blumenzwiebeln waren gesetzt worden, um diese Blumenpracht zu erzeugen. Doch ein Gärtner hat die Grünfläche jetzt gemäht — so gründlich, dass auch die Narzissen dem Erdboden gleich gemacht wurden. Nicht gerade fachmännisch, „denn die Pflanzen müssen sich nach der Blüte erst einmal zurückziehen, um im nächsten Jahr neu austreiben zu können. Ob da noch mal was kommt, weiß ich nicht“, sagt die Vorsitzende des Vereins „Erkrath blüht“.

Weiteren Ärger gibt es um eine Fläche am Millrather Bahnhof. Hier hat der Verein mit Einverständnis der Stadt Erkrath eine Wildblumenwiese eingesät und eigens ein Hinweisschild aufgestellt: „Hier entsteht eine Wildblumenwiese — bitte nicht mähen.“ Doch auch sie musste dieser Tage daran glauben. Das Schild wurde abmontiert und ist verschwunden. Inge Berkenbusch, zugleich für die FDP Mitglied im Stadtrat, ist sauer: „Jetzt steht nur noch der Pfosten da.“ Und Regina Wedding, stellvertretende Bürgermeisterin (CDU) und ebenfalls aktiv im Verein „Erkrath blüht“, ergänzt: „Das ist jetzt schon zum dritten Mal, dass diese Wiese abgemäht wird. Wir sind wirklich sehr ärgerlich. Es ist nicht so, dass man hier mal eben Samen hinstreut. Für diese Wiese haben wir acht Stunden lang gearbeitet.“

Peter Knitsch vom Erkrather Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen ist alarmiert. Denn auch die Grünen haben jetzt drei Verkehrsinseln im innerstädtischen Bereich mit Wildblumensamen eingesät — den Bienen und Insekten zuliebe. In sechs bis zehn Wochen wollen die neuen Pflanzen ihre Blüten zeigen. Hat er Sorge, dass den Wildblumenwiesen der Grünen nun ein ähnliches Schicksal widerfährt wie denen des Vereins „Erkrath blüht“?

Peter Knitsch, Grüne

„Mein Misstrauen wächst“, antwortet Knitsch. Dass eine in ehrenamtlicher Arbeit und in Abstimmung mit der Stadt angelegte Wiese schon zum dritten Mal abgemäht wurde, „das ist nichts anderes als ein Skandal“, sagt Knitsch. „Das darf nicht dreimal hintereinander passieren.“

Die Stadt Erkrath ist um Schadensbegrenzung bemüht. „Das Problem ist bei uns bekannt“, sagt Sprecherin Maria Steinmetz. Mit der Pflege der städtischen Grünflächen und dem Mähen der Wiesen sei eine Fremdfirma beauftragt. „Der entsprechende Betrieb wurde schon einmal von der Stadtverwaltung angewiesen, die Wiese bezüglich des Mähens auszulassen. Diese Anweisung wurde jedoch nicht befolgt. Es könnte an wechselnden Mitarbeitern im Unternehmen liegen, aber das können wir nicht mit Sicherheit sagen“, führt Steinmetz aus.

In Absprache mit Bürgermeister Christoph Schultz soll nun der Umgang mit Blühwiesen und -streifen „verschärft angewiesen und entsprechende Konsequenzen abgestimmt werden“, kündigt Maria Steinmetz an. So überlege die Stadt beispielsweise, den Rechnungsbetrag an die Fremdfirma zu kürzen.

Auch Inge Berkenbusch hat bereits Nachricht aus dem Rathaus. „Der Bürgermeister unterstützt uns“, hat sie erfahren. Die Kosten für die Pflanzen und das Schild sollen dem Verein von der Firma ersetzt werden. Damit wäre sie grundsätzlich zufrieden. Nicht vergolten werde die viele Arbeit, die sie und die Vereinsmitglieder in das Projekt gesteckt haben. Entsprechend groß sei der Frust. Doch Berkenbusch versichert: „Wir machen weiter.“