Gemeinsam Spielen baut Vorurteile ab

Erkrather Bürger und Flüchtlinge sollen sich bei gemeinsamen Freizeitangeboten kennenlernen. Es funktioniert.

Foto: Nicole Marschall

Erkrath. „Der TSV kam mit Übungsleitern, der Freundeskreis für Flüchtlinge mit Fußballschuhen und -bällen“, erinnert sich Maria Pashazadeh, Flüchtlingsbetreuerin der Stadt Erkrath, an die erste Aktion, die Stadt und der Freundeskreis gemeinsam mit dem TSV Hochdahl für die in den Wohnheimen untergebrachten Asylbewerber — und insbesondere deren Kinder — durchgeführt hat. Seither bietet der Hochdahler Sportverein regelmäßig dienstags von 15.30 bis 18 Uhr Sport und Spiel in der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule an der Freiheitstraße an und lädt die jungen Bewohner ins vereinseigene Kinder- und Jugendzentrum nach Hochdahl ein.

Maria Pashazadeh, Flüchtlingsbetreuerin

Für die Herbstferien bereitet der Verein zudem wieder spezielle Ferienangebote für die jungen Asylsuchenden vor. „Für die Erwachsenen haben wir Trainingszeiten in unserem Fitnessstudio eingerichtet“, ergänzt Gabriela Klosa, Leiterin des TSV-Jugendzentrums: „Der Verein hat von Anfang an gesagt: Wir sind offen für diese Menschen, die von weit her zu uns nach Erkrath kommen.“ Dr. Karl-Heinz Ott vom Freundeskreis für Flüchtlinge freut sich über die unkomplizierte und unbürokratische Zusammenarbeit: „Insgesamt zeigen die Erkrather Vereine eine hohe Bereitschaft, sich für Asylsuchende zu öffnen.“ Insbesondere die Jungs sind als Verstärkung ganz schnell in den Fußballvereinen integriert.

Über den Sport und andere gemeinsame Freizeitangebote lassen sich Berührungsängste und Vorurteile abbauen. „Manche haben Angst vor der fremden Kultur“, weiß Flüchtlingsbetreuerin Maria Pashazadeh, „und so lange man sich nicht kennt, bleibt das auch so.“ Sich gegenseitig kennenzulernen, ist daher für beide Seiten essenziell. Bewegung hilft zudem dabei, Stress und Spannungen abzubauen. Das sei auch gut für das Zusammenleben auf engem Raum in den Übergangswohnheimen, ist sich Karl-Heinz Ott sicher. Außerdem lassen die Freizeitangebote die Asylbewerber auch die deutsche Sprache schneller lernen, denn hier kommunizieren sie ganz ungezwungen mit den anderen Teilnehmern — und verstehen sich erst einmal auch ohne viele Worte. Ein tolles Angebot findet Ott daher auch den VHS-Kochclub, bei dem Teilnehmer unterschiedlichster Nationalitäten gemeinsam kochen und genießen und so einander ihre Kulturen ein Stück weit näherbringen. Der Kurs beginnt am 7. September und findet viermal mittwochs in der Lehrküche der Carl-Fuhlrott-Hauptschule statt.

Bürgerschaftliches Engagement und finanzielle Unterstützung zum Erlernen der Sprache werde angesichts der aktuellen Haushaltssperre noch wichtiger, betont Ott. Vielfach fehle das Geld für die Lernmittel. Ein noch größeres Problem sei der Wohnungsmarkt: „In Erkrath fehlt bezahlbarer Wohnraum. Viele Eigentümer sind nicht bereit, ihre Wohnungen an Asylbewerber zu vermieten. Das macht es für die Menschen schwierig, ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu starten.“ Übrigens: Kein spezifisches Erkrather Problem.