Erkrath Gericht ordnet an: Verwirrter Brandstifter muss in die Psychiatrie
Erkrath/Wuppertal. · Der mittlerweile 19-Jährige Geflüchtete aus Syrien hatte von seinem Balkon in Erkrath Möbel und brennendes Papier geworfen.
Das Gericht hat den Syrer, der im April auf dem Balkon seiner Wohnung in der Kreuzstraße ein Feuer entfacht hatte, jetzt in die Psychiatrie eingewiesen. Die Staatsanwaltschaft hatte dem mittlerweile 19-Jährigen, der 2016 als minderjähriger Flüchtling nach Erkrath gekommen war, schwere Brandstiftung vorgeworfen.
Der Angeklagte hatte vom Balkon seiner Wohnung mehrere Möbelstücke aus der zweiten Etage auf die Straße geworfen. Dazu qualmte es um ihn herum, Nachbarn alarmierten die Polizei. Als die Beamten dort eintrafen, fanden sie den Kühlschrank, einen Fernseher und Schranktüren vor dem Mehrfamilienhaus. Der Mann rief den Polizisten vom Balkon aus zu, sie mögen beiseite gehen. Dann warf er eine Tüte mit brennendem Papier über die Brüstung. Es dauerte nicht lange, bis sich der Randalierer stellte – er war von den Rauchgasen aus seiner Wohnung getrieben worden.
Eine vom Gericht hinzugezogene, psychiatrische Sachverständige hatte noch vor der Urteilsverkündung eingeräumt, dass sich der Angeklagte zum Tatzeitpunkt aufgrund einer Psychose im Zustand verminderter Schuldfähigkeit befunden habe. Vor der Kammer hatte sich zuvor die dramatische Lebensgeschichte des jungen Mannes ausgebreitet, der nach der Scheidung der Eltern mit dem Vater im syrischen Aleppo gelebt hatte.
Im Alter von zwölf Jahren floh
der Angeklagte nach Jordanien
Als Zwölfjähriger inmitten der Kriegswirren zur Mutter nach Jordanien geflohen, sei er dort erstmals in eine suizidale Krise geraten, nachdem die Eltern seiner in Syrien lebenden Freundin die Beziehung abgelehnt hätten. Erst habe er in einem Supermarkt gearbeitet, später sei er nochmals zur Schule gegangen und dann – vor mittlerweile drei Jahren – sei er über die Türkei und Griechenland schließlich mit einer Schwägerin nach Deutschland gekommen.
In Erkrath angekommen, habe er eine Integrationsklasse am Gymnasium besucht, dort und auch in der Flüchtlingsunterkunft sei er mit Cannabis in Kontakt gekommen. Danach sei es wiederholt zu psychischen Krisen und Einweisungen in die Psychiatrie gekommen. Der Angeklagte will Katzenstimmen gehört und sich verfolgt gefühlt haben. Er habe in einer manischen Phase teure Autos kaufen und Moscheen bauen wollen. In der Nacht vor der angeklagten Tat sei er in der Düsseldorfer Altstadt von einem Mann beleidigt worden. Dem sei der Angeklagte dann nachgelaufen, um ihn zu schlagen. Dabei sei er Polizeibeamten in die Arme gelaufen, die ihn nach seinen Angaben eine Stunde lang ohne Wasser auf der Wache festgesetzt habe.
Sein Handy habe er am gleichen Abend auch noch verloren, und all das habe schließlich dazu geführt, dass er seine Wohnung demoliert und auf dem Balkon Feuer gelegt habe. Zuvor habe er noch seinen Bruder besucht, der ihn erneut habe in die Psychiatrie bringen wollen. Das hatte der Angeklagte abgelehnt, die Vorstellung habe seinen Ärger noch wachsen lassen. „Ich wollte kein großes Feuer machen“, erklärte er gegenüber dem Vorsitzenden Richter, das das alles so nicht geplant gewesen sei.
Der ließ sich daraufhin erzählen, was genau dem Feuer zum Opfer gefallen war. Schulmitschriften, Amtspapiere, das alles hatte der 19-Jährige brennend über die Balkonbrüstung geworfen. „Mir war das einfach alles zu viel“, ließ der junge Mann das Gericht wissen. In dem Haus an der Kreuzstraße wohnen 15 Mietparteien, die er in Gefahr gebracht hat. Verletzt wurde niemand.