Spaziergang im Morper Park Ein ökologisches Kleinod in der Stadt
Erkrath · Der Park Morp befindet sich am westlichen Rand von Alt-Erkrath und kann im Vorbeifahren leicht übersehen werden. Wie die Tongrube Majewski in Hochdahl (die allerdings nicht öffentlich zugänglich ist) ist auch der Park ein ökologisches Kleinod, wie man es in einer geschäftigen Stadt kaum vermuten würde.
Zum 125-jährigen Jubiläum des Forsthauses Morp, für das der Park ursprünglich angelegt wurde, hatte nun der Heimat- und Brauchtumsstammtisch zu einem Rundgang eingeladen. Für Uli Schimschock war es eine Herzensangelegenheit, den Erkrathern sein zweites Wohnzimmer zu zeigen und für einen achtsamen Umgang mit der Natur zu werben.
Die Führung hätte eigentlich schon am 4. September stattfinden sollen, war aber wegen Krankheit verschoben worden. Das hatte nicht nur den Vorteil, dass nun wunderbarstes Herbstwetter herrschte, sondern auch den, dass mehr Zeit war, den Termin bekannt zu machen. So erschienen am Sonntag mehr als 60 Leute zum Treffpunkt am ehemaligen Pförtnerhaus.
Für die Tiere im Park waren solche Menschenmassen allerdings ungewohnt und sie hielten sich in ihren Verstecken bedeckt. „Der Morper Park wurde in Anlehnung an die englischen Landschaftsparks des 18. und 19. Jahrhunderts angelegt – und zwar sehr gelungen, wie ich finde“, erklärt Uli Schimschock zu Beginn. Der Industrielle Friedrich Grillo hatte 1897 die Villa erbauen lassen, und in den folgenden Jahren entstand der Park, dessen Kern eine Sichtachse zwischen der Villa und einem großen Teich ist.
Lange Zeit war der Park der Erholung städtischer Mitarbeiter vorbehalten, erst 1974 wurde er für die Allgemeinheit geöffnet und im Jahr 2000 unter Denkmalschutz gestellt. Uli Schimschock ermutigt die Gäste, die Natur mit allen Sinnen zu erleben. „Schauen Sie nicht nur geradeaus. Schauen Sie auch rechts und links des Weges, schauen sie nach oben, umarmen Sie einen Baum“, empfiehlt der bekennende Grüne. Er führt die Gruppe zu seinem Lieblingsbaum, einer riesigen Blutbuche, so alt wie der Park selbst. „Hier kann man sehen, wie sich der Baum selbst heilt, nachdem ein herabfallender Ast ein Stück der Borke abgeschlagen hatte“, zeigt Schimschock an der Rückseite.
Nicht Kaiser Wilhelm, sondern Wilhelm Kaiser nahm ein Bad
Über eine Wiese geht es zum Labyrinth, dass im Jahr 2000 an der Stelle angelegt wurde, die ein Wünschelrutengänger ermittelt hatte. „Labyrinthe sollen magische Orte sein. Tatsache ist, dass es Schwingungen und Energien gibt, die wir nicht bewusst wahrnehmen können“, sagt Schimschock.
Vom Eichenwald geht es über den Buchenpfad zum „Kaiserbecken“, einer Beton-Rundwand unter einer weiteren Blutbuche.
Die Legende besagt, dass Kaiser Wilhelm II. einst den Erkrather Park besucht und ein Bad in diesem Becken genommen habe. „Ich sage Ihnen nun, wie es wirklich war“, hebt Uli Schimschock an. Es seien Parkarbeiter gewesen, die nach Feierabend Kartoffelschnaps hatten rumgehen lassen, wobei einer von ihnen in das Becken gefallen sei. Sein Name: Wilhelm Kaiser. „Woher ich das weiß? Das hat mir die Blutbuche erzählt“, zwinkert Schimschock. Vorbei am unter Naturschutz stehenden Erlenbruchwald geht es am Bach entlang bis zum Teich. Hier brüten im Frühjahr Kanadagänse, Enten und Teichrallen, hier kommen Erdkröten und Grasfrösche zum Laichen hin, und mit etwas Glück sieht man sogar einen Eisvogel nach Fischen jagen. „Genießen Sie den Park, wann immer Sie Zeit haben. Es ist der kleine Urlaub für zwischendurch“, sagt Uli Schimschock zum Abschluss.