Hilden 24-Stunden-Lauf führt quer durch Hilden
Hilden. · Oliver Hertrampf nahm am „24h-Online-Running“ teil und sagt: „Es war um einiges anstrengender als ein Marathon.“
So gut wie in der Nacht zu Sonntag konnte Oliver Hertrampf (46) schon lange nicht mehr schlafen. „Aber das ist auch kein Wunder“, sagt der Hildener. Von Freitag auf Samstag hat er nämlich kaum ein Auge zugemacht. Das ging einfach nicht, da er laufen musste. Achtmal fünf Kilometer, alle drei Stunden eine neue Runde. „24h-Online-Running“ heißt dieser Wettkampf, der in Dänemark seinen Ursprung findet. Und Oliver Hetrampf hat diesen Trend nach Hilden geholt.
„Ich habe vor sechs Jahren mit dem Laufen begonnen“, erzählt er. Damals schaffte er 200 Meter am Stück. Mehr nicht. Heute läuft er Marathons. Mehr als zehn bisher. Und er organisiert den Herzlauf in Hilden mit. „Selbst gelaufen bin ich den allerdings noch nie.“ Über seine Leidenschaft lernt er Lauffreunde aus ganz Europa kennen, unter anderem auch die Däninnen Pia und Hanne. Sie laden ihn zu einem Lauf von Küste zu Küste ein, der einmal am längsten Tag und einmal am kürzesten Tag des Jahres stattfindet. Die Strecke beträgt etwa 65 Kilometer, die Teilnehmer können unter anderem zwischen Laufen und Radfahren wählen – und im Team auch beides abwechselnd machen.
Seit fast 1000 Tagen ist er
fast jeden Tag auf der Piste
„Ich war mit einem Freund in Dänemark, wir wollten uns abwechseln“, erklärt Oliver Hertrampf. Er läuft 25 Kilometer und fährt den Rest mit dem Fahrrad. Jedes Jahr nehmen an dem Event mehrere hundert Menschen teil. „Das 24h-Online-Running ist ein Ableger davon“, sagt der Hildener, der selbst seit fast 1000 Tagen jeden Tag auf der Piste ist. Der Clou: Die Teilnehmer treten virtuell gegeneinander an, obwohl jeder vor seiner eigenen Haustür läuft. „In diesem Jahr haben rund 150 Menschen mitgemacht. Viele in den skandinavischen Ländern. Eine Dänin macht gerade Urlaub in Neuseeland, dort ist sie auch mitgelaufen“, erklärt Oliver Hertrampf. In Deutschland haben genau drei Läufer teilgenommen: Oliver Hertrampf und seine beiden Mitstreiterinnen Claudia Koschinski und Katja Schwarzkopf, ebenfalls vom Verein Herzlauf-Hilden. „Genau genommen habe ich die deutsche Wertung bei den Männern gewonnen“, sagt er.
Am Samstag kurz nach Mitternacht hat sich der Hildener erstmals an diesem Tag auf den Weg gemacht. „Man kann zwischen fünf und zehn Kilometern wählen.“ Er entscheidet sich für die kürzere Strecke, läuft mit Claudia Koschinski und Katja Schwarzkopf los. Unterwegs begleiten die drei immer wieder Freunde, allerdings jeweils nur eine Strecke.
Nach 32 Minuten können sie das erste Häkchen auf ihre Startnummer setzen. Und zweieinhalb Stunden Pause machen. Die drei Läufer haben sich immer an verschiedenen Strecke getroffen vom Elbsee über die Felder am Karnap, die Herzlaufstrecke und die Innenstadt. „Damit es nicht zu eintönig wird“, sagt der Hildener. Allerdings müssen sie auch immer an- und wieder abreisen. Das hält auf, zur Ruhe kommt niemand so richtig: „Ich habe zwischendurch immer wieder versucht zu schlafen. Das hat einmal für eine halbe Stunde geklappt, sonst nicht“, sagt Hertrampf. Beim nächsten Mal werden die Strecken nicht gewechselt. Die Idee ist, ein Ferienhaus zu mieten und es als Basis für jeden Lauf zu nutzen.
Alle drei Stunden, insgesamt acht Mal, machen sich Oliver Hertrampf, Claudia Koschinski und Katja Schwarzkopf auf die Socken. Die Muskeln können sich kaum noch entspannen, der Körper ist diese Belastung nicht gewohnt. „Es war um einiges anstrengender als ein Marathon“, sagt Oliver Hertrampf. Um 21.30 Uhr, eine halbe Stunde nach dem achten und letzten Start dieses Tages, laufen die drei erschöpft, aber glücklich, unter dem „Hilden – was liegt näher“-Schild über der Mittelstraße hindurch. Das ist ihr Ziel an diesem Abend – nicht zu vergessen: das hochverdiente Belohnungs-Bier nach dieser 24-stündigen Lauf-Tortur.