Florian der Erste Der neue Sellerieprinz kommt aus Hilden

Interview | Hilden · Florian Rungenhagen ist Teil der Düsseldorfer Karnevals-Aristokratie. Was ihn von den meisten anderen Prinzen unterscheidet

Die Närrischen Marktfrauen haben den Hildener Florian Rungenhagen zu ihrem Sellerieprinz der Saison 2023/2024 gewählt.

Foto: Närrische Marktfrauen

Schon seit dem 7. Juli 2023 ist Florian Rungenhagen – alias Florian der Erste – der Prinz der Närrischen Marktfrauen aus Düsseldorf. Der gebürtige Hildener ist schon seit ein paar Jahren im Düsseldorfer Karneval aktiv. Durch einen Bekannten kam er zuerst zu den Närrischen Schmetterlingen. Von dort aus fand Rungenhagen seinen Weg in andere Vereine und stieß irgendwann auf die Närrischen Marktfrauen. Er fand die engagierten Damen sehr sympathisch und dachte sich: „Das wäre doch was für mich.“

Die Karnevalsgesellschaft „Närrische Marktfrauen Düsseldorf“ wurde 1949 als weibliche Karnevalsgesellschaft von Käthe Creson und Frieda Dommes ins Leben gerufen. Die einzige Ausnahme ist hier der Sellerieprinz. Sein Amt ist auch deshalb ein ganz besonderes, weil er ganz ohne Prinzessin auskommen muss (oder darf). Der Sellerieprinz hat außerdem ganze 40 Venetien – also die Marktfrauen selber. Als Prinz wird Florian I. mit seinen Marktfrauen im Laufe der Saison an die 100 Termine absolvieren. Das schweißt zusammen. „In den letzten Zügen des Karnevals habe ich kein freies Wochenende mehr“, sagt Rungenhagen lachend. Zu stören scheint es ihn also nicht wirklich.

„Sellerieprinz sein ist ein total schönes Gefühl. Immer wenn ich vor der Bühne stehe und kurz davor bin, hochzugehen, bin ich natürlich wieder super aufgeregt. Irgendwann wird das aber Routine“, erklärt die Durchlauchtheit im Interview. „Viele schreiben sich vorher auf, was sie auf der Bühne sagen möchten. Ich mache das aber direkt aus dem Herz raus.“ Dabei müsse die Rede schon immer ein bisschen an den Verein angepasst werden, bei dem man sie hält. Rungenhagen versuche aber immer, auf das Familiäre und das gemeinsame Feiern einzugehen. Besoffene Schläger dagegen haben für Rungenhagen ganz klar nichts mit Brauchtum zu tun.

Rungenhagen hat sich seit 2019 sehr eifrig seine Karnevalsfamilien gesucht. Er ist allein in Düsseldorf Mitglied in sechs verschiedenen Karnevalsvereinen: bei der GKG Düsseldorfer Uzbröder, der KG Närrische Schmetterlinge, der KG Regenbogen, der Düsseldorfer Narrenzunft und bei den Rot-Weißen Husaren ist er sogar Ehrensenator. Und 2023 kamen nun noch die Närrischen Marktfrauen dazu.

Die restlichen vier Jahreszeiten über ist Rungenhagen hauptberuflich in der Verwaltungsleitung einer Wuppertaler Pflegeberatung angestellt. Dazu ist er noch Rettungssanitäter und Dozent für Erste Hilfe. Rungenhagen hat Glück, dass sein Chef sich nicht an seinem Nebenjob stört: „Ohne seine Unterstützung wäre das gar nicht möglich gewesen.“ Dafür ist Rungenhagen ihm sehr dankbar.

„Ich habe mir selbst zur Aufgabe gemacht, die Regenbogen-Community ein Stück weiter nach vorne zu bringen. Ich bin sogar schon der dritte Regenbogen-Sellerieprinz. Die Marktfrauen gehen da wirklich einen Schritt nach vorne.“ Deshalb trägt Rungenhagen den Regenbogen auch in seinem Orden. Den habe er mit einem Freund selber gestaltet und dann extra anfertigen lassen. „Wir haben zusammen überlegt, welches Wahrzeichen der Stadt Düsseldorf man da nehmen könnte, und dann kamen wir auf das Riesenrad, was da unten an der Rheinpromenade steht.“ Auf dem Orden hat nun jede Riesenradgondel eine andere Regenbogenfarbe. „Dann hab ich natürlich noch das Zeichen der Närrischen Marktfrauen und den Sellerie mit drin und noch mein Hobby: das Tanzen.“ Diesen Orden gebe es so nur einmal.

Die Prinzenkappe und der Orden von Florian I. In der Session hat er rund 100 Termine.

Foto: Alex Witte

„Ich nehme diese Gleichberechtigung und das Familiäre und die Devise ‚Kein Streit‘ mit in den Karneval rein. Das ist auch immer ein Teil meiner Reden.“ Durch den Pin-Verkauf unterstützt er in erster Linie die Närrischen Marktfrauen. Aber: „Das, was am Ende als Überschuss bleibt, würde ich gerne an den Düsseldorfer CSD spenden.“ Die Düsseldorfer seien der Regenbogengemeinschaft gegenüber viel offener als anderorts. „Aber das braucht alles seine Zeit. Ich komme jedenfalls gut an und das macht mir Freude.“

(alwi)