Kritik an Datenleitungen wächst
In ganz Haan mehren sich Meldungen über Probleme mit der Verbindung ins Internet. Betroffene drängen jetzt auf eine Lösung durch die Politik.
Haan. Mit einer durchschnittlichen Download-Rate von ungefähr 500 Kilobit pro Sekunde (kBit/s) und einem durchschnittlichen Upload von etwa 58 kBit/s zählt sein Internetanschluss zu den fünf Prozent der schlechtesten Anschlüsse deutschlandweit: Das hat Thorsten Schmidt ermittelt. Der Haaner betreibt an der Flurstraße 137 einen Haustechnik-Großhandel. Er hat Bundestagsabgeordnete Michaela Noll (CDU) ausführlich über Probleme mit dem Telefon und den schwachen Datenleitungen von drei Gewerbegrundstücken an der Flurstraße informiert und hofft darauf, dass via Berlin Bewegung in die leidige Angelegenheit kommt.
Aus einer Vielzahl von Meldungen geht hervor, dass Probleme mit Datenleitungen nicht nur auf die Flurstraße — und auch nicht auf die Telekom als Anbieter — beschränkt sind. Leo Pöpsel berichtet aus dem Bereich Brucherkotten von ähnlichen Problemen mit Telefon und Internet. „Telefonate kommen nicht durch und Teilnehmer können wir nicht erreichen. Das Internet fällt öfter aus. Einige Nachbarn haben bereits wegen Untätigkeit der Unitymedia in Köln ihren Anschluss gekündigt“, schildert Pöpsel. Nach neun Telefonaten mit der Hotline — „die jeweils 25 Minuten Geduld erfordern“ — erhielt er lediglich drei SMS: „Lieber Kunde, die Behebung der Störung dauert länger als ursprünglich angenommen, das ist auch für uns sehr ärgerlich. Sobald wir Neuigkeiten haben, melden wir uns erneut bei Ihnen.“
Paul Werner Ungerer — auch Kunde der Unitymedia — meldet sich von der Borsigstraße. Seit Dezember könne er nur sporadisch telefonieren. „Wenn ich angerufen werde und abhebe, höre ich den Anrufenden — er mich allerdings nicht. Er erkennt aber, dass ich zumindest den Hörer abgenommen habe und ist verärgert, wenn kein Ton bei ihm ankommt.“ Er hat den Vertrag gekündigt und hofft, dass der Anbieter 1 & 1 ihn ab 1. April besser bedienen wird.
Die eingeschaltete Bundesnetzagentur kann angeblich nichts unternehmen. „Es erstaunt mich immer wieder, wie man eine Raumsonde über Funk tausende von Kilometer lenken kann, unser Vorzeigeunternehmen Telekom aber ungestraft zwangsweise ein unausgegorenes Verfahren (VoiP) als das Maß aller Dinge in Deutschlande einsetzen kann“, ärgert sich Ungerer.
Joachim Kuchenbecker an der Parkstraße in Gruiten berichtet, er habe als langjähriger Geschäftskunde bis 2012 einen Internetzugang mit 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) gehabt. 2013 wurde sein Haus abgerissen und an gleicher Stelle durch einen Neubau ersetzt. Als neue Leitung angeboten wurde ihm ein 8-Mbit/s-Anschluss. Nach vielen Mühen war schließlich doch eine 25- Mbit-Leitung möglich, wobei die Bandbreite tatsächlich maximal 20 Mbit erreicht.
Eine Abfrage auf der Homepage der Telekom ergab eine denkbare Versorgung mit 100 Mbit. Joachim Kuchenbecker bestellte die schnelle Leitung und erhielt als Antwort, dass diese Leitung zurzeit nicht verfügbar sei. Als im Vorjahr massiv Werbung für einen Glasfaseranschluss ins Haus kam, wollte Kuchenbecker buchen. Ergebnis: „Noch nicht verfügbar!“ Das Problem an der unteren Flurstraße soll durch Bauarbeiten für die Stadtwerke vor rund sechs Jahren entstanden sein. Damals zerriss ein Bagger das Telefonkabel. Es wurde zwar geflickt, dabei aber wohl das vorhandene Leerrohr so vergossen, dass es für neue Kabel verschlossen ist. Flurstraße 133, 135 und 137 sind über ein 60 Jahre altes Kupferkabel angeschlossen, das immer wieder Störungen verursacht.