Unternehmen aus Hilden Qiagen entwickelt Coronavirus-Schnelltest

Hilden · Das Hildener Unternehmen fährt derzeit die Produktion für eine Kontroll-Apparatur hoch und sucht noch neue Mitarbeiter.

Barthold Piening, Senior Vice President und zuständig fürs internationale Geschäft, zeigt die Kartusche, das Herzstück des Corona-Schnelltests.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ein Produkt aus Hilden wird bei den weltweiten Versuchen, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, wahrscheinlich eine entscheidende Rolle spielen. Das Biotech-Unternehmen Qiagen hat nämlich einen Corona-Schnelltest entwickelt, der innerhalb von einer Stunde ein verlässliches Ergebnis liefern soll. Die Hildener Forscher warten zwar noch auf eine Zulassung, das System wird aber bereits in China und in Frankreich eingesetzt – „und es liefert hervorragende Ergebnisse“, sagt Qiagen-Sprecher Robert Reitze.

Der Schnelltest trägt die Bezeichnung „QIAstat-Dx-Atemwegs-Panel“ und ist in seiner Ursprungsform schon seit mehr als einem Jahr auf dem Markt. Den Qiagen-Mitarbeitern ist es nun gelungen „in kürzester Zeit ein um die Erkennung von Sars-CoV-2 erweitertes ­QIAstat-Dx-Atemwegs-Panel zu entwickeln und verfügbar zu machen. Wir arbeiten eng mit den Behörden und unseren Kunden weltweit zusammen, um den Kampf gegen diese potenziell tödliche Infektionskrankheit mit schnell durchführbaren, genauen Diagnoseverfahren zu unterstützen“, erklärt Thierry Bernard, Interims-CEO und Senior Vice President sowie Leiter des Geschäftsbereichs Molekulardiagnostik.

Firma arbeitet an immer besseren und schnelleren Testlösungen

„Wie schon in der Vergangenheit, beispielsweise während der Sars- und Schweinegrippe-Pandemien, verwenden wir all unsere Anstrengungen darauf, immer bessere und schnellere Testlösungen für Krankenhäuser und andere Einrichtungen der öffentlichen Gesundheitsversorgung zu entwickeln, um sie bei der Überwachung und Eindämmung des Ausbruchs zu unterstützen“, führt Thierry Bernard aus.

Das eher unscheinbare Gerät – ein grauer Kasten mit Bildschirm – liefert laut Qiagen innerhalb von einer Stunde Ergebnisse. „Es gibt zwei Möglichkeiten, einen Patienten zu testen: entweder wird ein Tropfen Blut analysiert oder der Abstrich aus den Nasennebenhöhlen“, erklärt Qiagen-Sprecher Reitze. Das sei zwar unangenehm, könne aber problemlos beispielsweise an Flughäfen durchgeführt werden, da keine aufwändigen Laboruntersuchungen und nur ein Diagnoseschritt nötig sind, und nicht verschiedene Produkte und Maßnahmen verwendet werden müssen. Denn die Proben werden nur in das Herzstück des Geräts, eine spezielle Kartusche, gegeben – dann muss nur noch auf das Ergebnis gewartet werden. „Es gibt wenige andere Mitbewerber auf dem Markt, die einen solchen ,­Multiplex-PCR-Test’ anbieten, jedoch hat bisher keiner der anderen die Ergänzung um den neuen Corona-Virus verkündet. Somit sind wir derzeit der einzige Anbieter einer solchen Lösung“, erklärt Reitze.

Der Schnelltest erkennt nicht nur das neue Corona-Virus Sars-CoV-2, sondern auch verschiedene Grippeviren und andere Erreger von Atemwegserkrankungen. Um herauszufinden, ob und wenn ja, welche Krankheitserreger in der Probe enthalten sind, wird das menschliche Erbgut, die in den Nukleinbasen Adenin, Cytosin, Guanin, und Thymin codierte DNA, vervielfältigt, um sie später zu untersuchen. Die Viren hinterlassen eine einzigartige Sequenz in der DNA, nach der der Schnelltest innerhalb einer Stunde sucht. Die herkömmlichen Nachweismöglichkeiten benötigen laut Qiagen-Sprecher Reitze vier bis sechs Stunden. Bestandteil dieser Tests sind DNA-Sequenzier-Kits – auch dort ist Qiagen Marktführer. Robert Reitze erwartet, dass das um Sars-CoV-2 erweiterte „QIAstat-Dx-Atemwegs-Panel“ in den wichtigsten Ländern bis Ende März zugelassen wird. Die Produktion hat das Hildener Unternehmen schon jetzt hochgefahren. Das ist gut für den Hildener Arbeitsmarkt: „Wir suchen Mitarbeiter mit Reinraumerfahrung“, sagt der Qiagen-Sprecher.