Haan/Hilden Raupen und Nester sollten nie berührt werden

Woran erkenne ich die Raupen des Eichenprozessionsspinners?

Jede Raupe hat bis zu 600 000 giftige Brennhaare.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Die behaarten Raupen sind anfangs orange-schwarz längsgestreift, später gelb-grau und bis zu fünf Zentimeter lang. Sie leben ausschließlich an Eichen. Finden sich spinnennetzartige Gespinste an anderen Baumarten, handelt es sich in der Regel um die für den Menschen harmlose Gespinstmotte.

Was passiert, wenn ich mit dem Gift der Eichenprozessionsspinner in Berührung komme?

Das Gift Thaumetopoein ist stark reizend und entzündungsfördernd, erklärt Rudolf Lange, Leiter des Kreisgesundheitsamtes. Die Haare verhaken sich in der Haut, im Auge und – wenn sie eingeatmet werden – auch im Bronchialsystem. „Das kann zu massivem Hautausschlag führen und zu allergischen Reaktionen bis hin zu Asthma“, sagt der Mediziner. Dazu kommen in der Regel Müdigkeit und Übelkeit. Auch wenn es angesichts stark juckender Bereiche schwerfällt, rät er: „Hände in die Taschen, ab nach Hause, Kleidung ausziehen und waschen, unter die Dusche, einseifen“, erklärt er. Antihistaminsalbe kann bei leichten Reaktionen helfen. „Halten die Beschwerden länger an, bitte zum Arzt gehen“, erklärt er. Auch bei asthmatischen Beschwerden rät er dazu. Wichtig: Die Kleidung muss bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, dann denaturiert das Gift und wirkt nicht mehr.

Was hilft gegen das Jucken?

Lars Sempert von der Kettwiger Baumdiensten kommt trotz Schutzausrüstung häufig mit den Haaren des Eichenprozessionsspinners in Kontakt und kann aus der Praxis berichten. „Wir entfernen nicht nur die Nester, sondern kümmern uns auch um Baumpflege. Erst vor kurzem haben wir Totholz von einer Eiche entfernt und erst am Ende ein verlassenes Nest entdeckt.“ Das Ergebnis: juckender Ausschlag an den Armen. „Ich habe abends meinen Fön genommen und meine Arme gefönt“, erklärt er. Er hat den heißen Luftstrom auf die betroffenen Stellen gerichtet. „Bis es weh tat. Und dann drei Sekunden den Schmerz aushalten.“ Damit macht er das Gift Thaumetopoein unschädlich, es juckt nicht mehr. Allerdings kann die Haut auf diese Weise auch schnell zu heiß werden, was zu anderen Problemen führen könnte.

Wie kann ich mich schützen?

Raupen oder Nester niemals berühren. Die Raupe kommt lediglich auf Eichen vor. Bevor Sie sich auf eine Bank setzen, am besten einmal kurz umschauen, ob Gespinste zu sehen sind. Auch bereits verlassene Kolonien stellen eine Gefahr dar, da dort durch die Häutungen Haare zurückbleiben können. Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte besonders aufmerksam sein: Die Raupen wirken mit ihrem Pelz aus giftigen Haaren durchaus kuschelig.

Warum ist das Problem in
diesem Jahr besonders groß?

Extrem starke Populationen gibt es laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, wenn die Frühjahrsmonate wie in diesem Jahr mild sind und im Spätsommer mit Falterflug und Eiablage trockenes Wetter mit wenig Wind herrscht. Das war 2019 der Fall.