Hilden Insekten sollen sich wohl fühlen in Hilden
Hilden. · Seit 2018 lassen die Grünpflege-Kräfte auf Wiesen die Bepflanzung teilweisestehen.
Wie mäht die Stadt denn die Wiesen?, werden sich sicher schon einige aufmerksame Bürger gefragt haben: „Was auf den ersten Blick vielleicht wild ausschauen mag, ist für die tierischen Wiesenbewohner eine wichtige Rückzugsmöglichkeit“, erklärt Ernst Sander, Leiter der städtischen Grünflächenunterhaltung. „Indem wir die Flächen nur alle zwei Jahr im Wechsel mähen, leisten wir einen Beitrag gegen das Insektensterben.“ Gleichzeitig erhalten heimische Pflanzen wie Schafgabe, Margeriten und Klatschmohn die Gelegenheit, sich natürlich zu verbreiten.
Damit die kleinen Insektenparadiese erhalten bleiben, ist die Unterstützung der Bürger gefragt. „Die hochstehenden Wiesen dürfen nicht betreten werden“, erklärt Ernst Sander. Außerdem müssen Hunde unbedingt an der Leine gehalten werden. „Zum einen verändert Hundekot die Zusammensetzung des Bodens so, dass dort, wo er liegen bleibt, einige Pflanzen nicht mehr wachsen können. „Zum anderen brauchen die Nistplätze Ruhe.“
Hintergrund: In den vergangenen 27 Jahren sind drei Viertel der fliegenden Insekten verschwunden. Wissenschaftler haben die erschreckende Beobachtung des Entomologischen Vereins Krefeld bestätigt. Auch die Stadt wolle etwas für Insekten tun, hatte Bürgermeisterin Birgit Alkenings dem Bund für Umwelt und Naturschutz Hilden versprochen. Sie hat Wort gehalten.
Die Stadt hat im vergangenen Jahr an der Heinrich-Hertz-Straße eine rund 1000 Quadratmeter große Brache als Blühwiese hergerichtet. Gesät wurden rund 50 ein- und mehrjährige Kräuter sowie einige Obstbäume gepflanzt. Die Fläche wurde eingezäunt, damit dort kein Grünschnitt entsorgt wird oder ein Hundeauslauf entsteht. Jetzt ist das blühende Ergebnis erstmals zu sehen.
Drei Viertel der fliegenden Insekten sind verschwunden
Bei der Anlage und Pflege von Grünflächen achte die Stadt grundsätzlich darauf, dass heimische und insektenfreundliche Arten verwendet werden. Eine Blühwiese bedeute deutlich mehr Arbeit für die städtischen Gärtner als eine normale Wiese, hat die Verwaltung im Umweltausschuss erläutert.
Um den Anteil an blühenden Pflanzen auf einer vorhandenen Wiese zu erhöhen, müsse das Mähgut nach dem ersten Schnitt zunächst liegen bleiben: Damit die Pflanzen aussamen können. Dann würde in einem zweiten Arbeitsgang das Mähgut entfernt. Um den Nährstoffeintrag in den Boden zu verringern, wäre eine zweite Mahd sinnvoll – mit Aufnahme des Grases.
Diese Arbeitsweise sei jedoch mit den vorhandenen Mitarbeitern und Maschinen nicht umsetzbar, hatte Bauhof-Leiter Ulrich Hanke den Politikern erläutert. Der Bauhof mäht knapp 364 000 Quadratmeter Rasen- und Wiesenflächen in Hilden - ohne Sportplätze und Friedhöfe. Die Flächen werden mit unterschiedlichen Standards bearbeitet: Etwa 252 000 Quadratmeter werden 13 bis 16 Mal im Jahr gemäht, wobei das geschnittene Gras liegen bleibt. Rund 30 Prozent der Wiesenflächen (111 000 Quadratmeter) werden nur ein bis zweimal im Jahr gemäht.
So genannte Wildwiesen wurden schon in den 1990er-Jahren angelegt. Sie stießen allerdings nicht immer auf Zustimmung. Bei einigen Flächen hätten sich Bürger beschwert, zum Beispiel an der Berliner Straße, Hochdahler Straße, Bandsbusch/Breddert. An anderen Stellen machte sich das giftige Johanniskreuzkraut breit und musste bekämpft werden.
Im vergangenen Jahr wurde auf einigen Wiesen die eingangs erklärte Wechsel- oder Teilmahd eingeführt. Diese sei aber nicht vergleichbar mit den häufig diskutierten Blüh- oder insektenfreundlichen Wiesen.
Die CDU hat die Hildener Stadtverwaltung gebeten zu prüfen, ob nicht noch mehr Rasenflächen in Hilden in Blühwiesen umgewandelt werden können, auch um den Pflegeaufwand zu verringern. Bürgermeisterin Birgit Alkenings sieht dafür noch Potenzial auf den drei Friedhöfen.
Dort würden immer wiede Flächen frei, die für eine gewissen Zeit genutzt werden könnten. Aktuell etwa auf dem Nordfriedhof: Dort gebe es ein geräumtes Grabfeld mit rund 1000 Quadratmetern Fläche.