NRW Klimaneutrale Limo ist ihr Business
Haan · Lange vor dem letzten Jahrhunderthochwasser haben Stephan Römer und Maximilian Lein erkannt, dass sie etwas gegen den Klimawandel tun müssen und das Start-up „ClimAid“ gegründet, mit dem sie seit nunmehr einem Jahr klimaneutrale Limonade herstellen. Ihr Engagement zieht weite Kreise.
180 Gramm Kohlenstoffdioxid verursacht die Produktion einer einzelnen Limoflasche. Bei einer Kiste mit 24 Flaschen sind das schon über vier Kilo. So viel CO2 wie ein Mensch an vier Tagen ausatmet. Der Weltbevölkerung das Atmen verbieten kann man nicht, doch darauf zu achten, nicht noch mehr schädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre zu stoßen als unbedingt nötig, das sollte spätestens nach den Bildern der vergangenen Wochen ein Anliegen aller sein. Denn der Klimawandel findet längst statt, und zwar nicht nur auf der anderen Seite der Erdkugel, sondern genau vor unserer Haustüre.
Doch während viele andere nur darüber reden, haben die beiden 34-jährigen Haaner Stephan Römer und Maximilian Lein ihren Gedanken Taten folgen lassen: Bereits im vergangenen Jahr gründeten die Jugendfreunde ihr Start-up „ClimAid“, mit dem sie in der Getränkeproduktion neue Wege gehen.
Tüftler haben bei der Haaner Felsenquelle lernen dürfen
Ganz ins Blaue gestürzt haben sich die Haaner dabei allerdings nicht. Sie kennen die Branche, Stephan Römer als Mitglied der Unternehmensfamilie der Haaner Felsenquelle und Maximilian Lein als dort angestellter Marketingmanager.
Dass sich eine komplette Produktion nicht von heute auf morgen klimaneutral umstellen lässt, war den beiden umtriebigen Startuppern bewusst. „Das ist mit den technischen Möglichkeiten, die uns aktuell zur Verfügung stehen, schon gar nicht umsetzbar. Aber was wir durchaus machen können, ist, die Produktionskette vom Rohstoff bis hin zur Auslieferung an den Händler zu überprüfen und klimaneutrale Alternativen zu suchen“, hebt Lein hervor.
So nutzt ClimAid für die Etiketten ihrer Flaschen Naturpapier und auch der Vertrieb der Getränke wird auf die Region beschränkt. ClimAid Limo, mittlerweile in den Geschmacksrichtungen Zitrone, Mandarine-Orange, Pink Grapefruit und Rhabarber erhältlich, sowie Wasser (still und sprudelnd) gibt es daher nicht in München oder Hamburg zu kaufen, sondern nur im Radius von 100 Kilometern um Haan.
„Damit beschränken wir zwar stark unser Wachstum, aber wir finden es beispielsweise völligen Quatsch, Getränke aus Bayern oder Frankreich zu transportieren, wenn man Produkte aus der Region haben kann, mit wesentlich kürzeren Transportwegen und somit geringerem
CO2-Ausstoß.“
Ihr Engagement zieht auch Kreise in etablierte Unternehmen, wie die Haaner Felsenquelle selbst, die sich, wie auch der Verband Deutscher Mineralbrunnen dazu verpflichtet hat, bis 2030 klimaneutral zu produzieren.
„Dafür muss an vielen Stellschrauben gedreht werden“, verrät Lein. Die Produktion wird künftig über eine Photovoltaikanlage laufen, die Stapler werden von Gas- und Verbrennungsmotoren auf Elektro umgestellt.
Schwieriger ist der Zugriff auf gewisse Rohstoffe. Denn für die klassische Zitronenlimo werden Zitronen gebraucht. „Zitronen wachsen noch nicht in Haan, die müssen wir nach wie vor importieren und dafür zahlen wir dann einen CO2-Ausgleich, indem wir anderswo Klimaprojekte unterstützen, um den Treibhauseffekt, den wir hier verursachen, auszugleichen“, erklärt Maximilian Lein. So unterstützt ClimAid beispielsweise ein Waldschutzprojekt in Sambia. Doch auch Klima- und Umweltschutzprojekte in der Heimat unterstützen die Jungunternehmer. Von jedem verkauften Kasten fließt je ein Euro an verschiedene Klimaprojekte in NRW. Dadurch konnte etwa schon ein Hektar Wald im Hagener Stadtteil Breckerfeld mit etwa 5000 heimischen Laubgehölzen wieder aufgeforstet werden. Dabei soll es aber nicht bleiben, versichert Lein. Die beiden Haaner wollen weitere Klimafreunde gewinnen und ein großes Netzwerk aufbauen. „Wir wissen, dass man mit einer Limo nicht die Welt retten kann, aber es ist zumindest ein guter Anfang.“