Aggression gegenüber Helfern nimmt zu
Rettungskräfte in Monheim sind während ihrer Einsätze immer häufiger Pöbeleien von Passanten ausgesetzt. Der Feuerwehr-Chef ist empört.
Monheim. Sie kommen, um zu helfen — und werden beleidigt oder bedroht. Auch die Rettungskräfte in Monheim erleben, wie sich die angespannte Stimmung an den Einsatzorten oft in Aggressionen gegen die Einsatzkräfte entlädt. „Körperliche Übergriffe hatten wir zwar noch nicht, aber Verbalattacken bis hin zur Androhung von Schlägen, das haben wir schon ein paar Mal erlebt“, sagt Hartmut Baur, Chef der Monheimer Feuerwehr.
Immer häufiger erleben die Einsatzkräfte, dass sowohl Betroffene als auch Schaulustige den Anweisungen der Feuerwehrleute völliges Unverständnis entgegenbringen und diese missachten. Das fange bei Menschen an, die bei einem Einsatz schlicht im Weg stehen und sich nicht wegschicken lassen, sagt Baur. Ein entsprechender Hinweis werde dann mit der Beleidigung quittiert: „Ihr Spinner, spielt euch nicht so auf.“
Den wenigsten Bürgern sei bewusst, dass die Feuerwehrleute auch Platzverweise aussprechen dürfen. „Die Leute vergessen, dass die Zeit, die wir für diese Gespräche benötigen, uns an anderer Stelle fehlt“, sagt Baur. In Baumberg habe sich ein Anwohner beschwert, der Rettungswagen behindere ihn — während sein Nachbar ums Überleben kämpfte. Solche Egoismen machen Baur ratlos: „Was wir machen, ist doch kein Selbstzweck. Wir versuchen zu helfen.“
Besonders empört den Wachleiter, wenn eilige Autofahrer sogar Fahrzeuge und Verkehrsleitkegel, die als Absperrung positioniert wurden, einfach umfahren. „Wenn man die Leute anspricht, werden sie ausfallend“, sagt er. Insgesamt stelle Baur fest, dass der Respekt gegenüber den uniformierten Helfern nachlasse. Der Tiefpunkt: Bei einem Brand an der Schöneburger Straße wollten seine Mitarbeiter einen Bewohner davon abhalten, den verrauchten Flur zu betreten. Daraufhin drohte er ihnen Gewalt an. Sie zeigten ihn an. „Leider wurde das Verfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt, nachdem keiner von uns vor Gericht als Zeuge ausgesagt hatte — wir hatten uns darauf verlassen, dass die Polizei die Tat bezeugt. Ein schlechtes Signal an unsere Kräfte.“
Ein anderes Ärgernis seien die Schaulustigen, die die Kräfte bei ihrem Einsatz filmten und die Clips einfach — mit zum Teil abfälligen Kommentaren versehen — ins Netz stellten. Statistisch würden diese Übergriffe bisher nicht erfasst, aber auf Landesebene habe man mit deren Aufzeichnung jetzt angefangen. Auch ein spezielles Deeskalationstraining, wie es Polizeibeamte absolvieren, habe bisher nicht im Fokus der Fortbildungen gestanden. „Vielleicht sollte man das Thema stärker angehen“, schlägt Baur vor.
Der Langenfelder Feuerwehrchef Polheim konstatiert zwar auch einen allgemeinen Ansehensverlust der Rettungskräfte. Aber das Phänomen verbaler oder gar tätlicher Übergriffe ist seiner Erfahrung nach in Großstädten und sozialen Brennpunkten stärker ausgeprägt. „Langenfeld ist eine kleine heile Welt“, so Polheim.