„Derzeit reicht es nur für einen Tag“

Die Zahl der Menschen, die Blut spenden, geht zurück. Der Bedarf dagegen ist hoch.

Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Mit der warmen Jahreszeit steigt wieder der Bedarf an Blutkonserven, Blutspenden werden mehr denn je dringend benötigt. In Monheim und Baumberg gibt es jährlich zwölf Termine vom DRK, deren Erfolgsbilanz von zwei wesentlichen Personengruppen abhängt: von denen die Blut und denen, die Zeit spenden — ehrenamtlich.

Käse und Schinken auf die halben Brötchen, kleine Schnittchen mit Ei belegen und mit Petersilie garnieren, Kaffee kochen, Wasser einschenken — Katharina Albien weiß gerade nicht so recht, wo ihr der Kopf steht. Die Zeit rennt, in wenigen Minuten treffen die ersten Blutspender im Pfarrer-Franz-Boehm-Haus ein. Sie alle wollen und vor allem sollen sich vor oder nach der Spende unbedingt stärken. „Ich mache das jetzt seit 39 Jahren“, erzählt die 77-Jährige, während sie ein weiteres Brötchen mit Butter beschmiert, „ehrenamtlich, also unentgeltlich.“ Warum? Katharina Albien lacht. „Ich glaube, ich komme aus einer Familie mit Helfer-Syndrom. Und es ist auch ein Stück weit Idealismus und es macht auch nach all den Jahren noch Spaß. Wir sind hier wie eine große Familie.“

Günter Bosbach hat auf einer der fünf Liegen Platz genommen, er kennt das Prozedere. Jetzt, nachdem er seine Unterlagen ausgefüllt, seinen Personalausweis vorgezeigt und einen Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen zwecks Bestimmung seines Eisenwertes gelassen hat, kann es losgehen. Routiniert streckt der 72-Jährige der Krankenschwester seinen rechten Arm entgegen, macht eine Faust, ein Picks, das Blut läuft. Der ehemalige Polizist feiert heute Jubiläum, es ist seine 150ste Blutspende. „Ich war früher bei der Freiwilligen Feuerwehr, dann bei der Polizei, da wird man täglich mit der Thematik Blutspende und deren Notwendigkeit konfrontiert. Ich habe dann irgendwann damit angefangen, das ist das Mindeste, was ich tun kann“. Rund fünf Minuten sind rum, der 500-Milliliter-Beutel ist gefüllt. Nun muss Günter Bosbach noch einige Minuten liegen bleiben, bis er sich anschließend an den Schnittchen stärken wird.

Währenddessen klärt Arzt Waldemar Jagla einen Neuspender über die nötigen Voraussetzungen zur Blutspende auf. Auch der Krankenhausarzt arbeitet unentgeltlich, erhält lediglich eine kleine Aufwandsentschädigung. „Mir macht das hier unheimlich Freude, denn die Spender sind ganz besondere Menschen. Das sind Menschen, die den sozialen Gedanken auch wirklich leben, ganz wunderbare Menschen, mit denen ich einfach gerne Zeit verbringe“, schwärmt Jagla.

Ruhig geht es zu im Spendersaal, das Team ist eingespielt und so richtig voll wird es auch nicht. „Die Zahlen gehen zurück“, erklärt DRK Pressereferentin Iris Knipping, „das ist besorgniserregend. Normalerweise sollten den Blutbänken Blutspendevorräte für drei Tage zur Verfügung stehen, derzeit reicht es gerade mal für einen. Wenn es mal zu einer Katastrophe käme, hätten wir ein ernsthaftes Problem.“

Normale Blutspenden werden für Krebspatienten, für Unfallopfer oder als Bestandteil lebensrettender Arzneimittel eingesetzt. Karin Gebhard von der Westdeutschen Spenderzentrale ist dieses Mal auch vor Ort, mit einem besonderen Anliegen. „Wir möchten die Spender dafür gewinnen, sich in Zukunft auch für Knochenmarkspenden zur Verfügung zu stellen. Wir bieten daher heute an, die Typisierung mit dem Spenderblut durchzuführen. Die Knochenmarkspende eines geeigneten genetischen Zwillings kann das Leben eines leukämiekranken Menschen retten.“ Günter Bosbach ist mittlerweile wieder auf den Beinen. Noch einen Kaffee, ein Brötchen, ein Wasser und eine Tafel Schokolade als kleines Dankeschön, dann heißt es: bis zum nächsten Mal. „Ich komme in einem Dreimonatsrhythmus, da hat sich mein Blut vollständig nachgebildet und ich fühle mich fit wie eh und je.“