Porträt: Tanzen ist Silvanas Leben
Die 14-jährige Langenfelderin hat bei den Euromasters den ersten Platz belegt. Sie will Profi-Tänzerin werden.
Langenfeld. Mit einem prüfenden Blick in den Wandspiegel kontrolliert Silvana Campobasso ihre Haltung beim Aufwärmen im Ballettsaal. Sie dehnt sich, stellt sich mühelos auf die Fußspitzen. „Nee, das tut nicht weh“, sagt die 14-Jährige und deutet auf ihre weißen Satinballerinas, „da sind so Kappen drin“.
Dann macht sie einige Ballettfiguren. An ihrem Körper haften die Blicke von Trainerin Susanne Guss und Mutter Elisabeth Campobasso. Auf dem blauen Fußboden sitzt eine Gruppe junger Tanzschülerinnen, die mit großen Augen zu Silvana aufschaut.
Silvana macht das nichts aus. Sie scheint diese Aufmerksamkeit sogar zu genießen. Tanzen ist ihr Leben. Drei- bis fünfmal in der Woche geht sie zum Training.
Neben klassischem Ballett trainiert die Realschülerin Showtanz und gehört zu der erfolgreichen Langenfelder Showtanzgruppe „Dancing Sweethearts“. Bei den Euromasters in den Niederlanden ertanzten sich Silvana und ihre Tanzpartnerin Franziska Gremm erst kürzlich den ersten Platz in der Kategorie Paar-Showtanz. Etwa zehn Wettkämpfe absolviert die junge Tänzerin im Jahr, dafür fährt sie mit ihrer Mutter sogar bis nach Ungarn. Hinzu kommen Auftritte.
„Die Eltern werden richtig arm dabei“, sagt Elisabeth Campobasso. Startgebühren, Fahrt- und Unterkunftskosten, Geld für Kostüme. Doch das nimmt sie gerne in Kauf. „Als Kind war ich selbst tanzbegeistert.“ Zum dritten Geburtstag bekam Silvana einen Gutschein für ein Probetraining.
Seitdem ist Tanz ein fester Bestandteil in ihrem Leben. „Neben Facebook“, wirft ihre Mutter genervt ein. Nach der Schule möchte Silvana am liebsten professionelle Tänzerin werden, eine Ausbildung in einer Akademie machen. „Aber keine klassische Ballettakademie, lieber was gemischtes in Richtung Musical“, sagt Silvana. So etwas wie „Rock the Ballett“. „Das ist so hammer.“
Für viele Tänzerinnen bleibt Ballett ein Kleinmädchentraum. „Viele hören mit zwölf oder 13 Jahren auf, weil sie was anderes im Kopf haben“, sagt Trainerin Susanne Guss. Auch Silvana hatte zeitweise keine Lust mehr. Mit hochgezogenen Augenbrauen erinnert sich ihre Mutter an diese Phase, die glücklicherweise vorüber ging.
Wenn Silvana auf der Bühne tanzt, steht Mutter Elisabeth stets davor. „Ich tanze im Kopf mit“, sagt sie. Alles andere nimmt sie dann nicht mehr war. „Ich muss dann einfach gucken, sonst geht nichts. Ich kann nicht einmal fotografieren. Das habe ich mal versucht, aber die Fotos waren alle verwackelt und schief.“ Zum Glück gibt es noch Jürgen Dragon, Vater der Tanztrainerin. Er filmt alle Auftritte.
Egal, wie souverän Silvana auf der Bühne wirkt, „vorher habe ich wahnsinniges Lampenfieber“. Deswegen tanze sie auch nicht so gerne Solos. „Aber wenn ich etwas vergesse, improvisiere ich.“