Schüler nehmen Politiker ins Verhör
Landtagskandidaten von sieben Parteien stellten sich im OHG den Fragen der Gymnasiasten zu den Themen Integration, Kinderarmut, Wahlalter — und natürlich Bildung.
Monheim. Es dauert nur noch wenige Minuten bis zum Start der Podiumsdiskussion mit den Landtagskandidaten in der Aula des Otto-Hahn-Gymnasiums. Während Jens Geyer (SPD) noch kurz im Auto entspannt und Claudia Schlottmann (CDU) schon auf den Eingang zustrebt, testen Franziska Becker, Sven Spindelmann und Daniel Reiners (alle Stufe 11) die Mikrofone auf dem Podium. Die drei Moderatoren haben die Informationsrunde für Oberstufenschüler gemeinsam mit ihren Lehrern im Leistungskurs Sozialwissenschaften vorbereitet.
Einstiegsfrage der Diskussion
Themen wie Bildungspolitik, G8/G 9, Integration und Inklusion, Kinderarmut in Nordrhein-Westfalen oder die generelle Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre stehen auf ihrer Liste. „Wir wechseln uns bei den Fragen ab“, erläutert Sven Spindelmann, der sich selbst intensiv mit dem Thema Inklusion beschäftigt hat.
Lampenfieber macht sich aber bei niemandem bemerkbar. „Ich moderiere sehr gerne“, bekennt Franziska Becker, die schon erste politische Erfahrungen im Monheimer Jugendparlament gesammelt hat. Und Daniel Reiners erklärt, er habe „keine Berührungsängste“ vor den Kandidaten aus dem Wahlkreis 36, Mettmann I, zu dem neben Monheim und Langenfeld auch ein Teil Hildens gehört.
Schulleiter Hagen Bastian eröffnet die Runde, nicht ohne zuvor eine „faire Diskussion“ anzumahnen. Vertreter von sieben Parteien stellen sich den Fragen. Gitte Jentsch (Die Linke), Volker John (Piraten), Jens Geyer (SPD), Martina Köster-Flashar (Grüne), Claudia Schlottmann (CDU), Moritz Körner (FDP) und Heinz Burghaus (AfD) stellen sich und ihre Positionen kurz vor, bevor die Fragerunde beginnt.
Zum Auftakt will Daniel Reiners wissen: „Rot-Grüne Bildungspolitik in NRW: Müssen wir Angst um unsere Schulform haben?“ „Nein“, versichert Köster-Flashar (Grüne). Das Gymnasium habe den größten Zulauf. Jedoch stärke Rot-Grün alle Schulformen und sei für längeres gemeinsames Lernen. Wie auch die Linken, ergänzt Jentsch.
Geyer (SPD) fordert, dass man zwar gut ausgestattete Gymnasien brauche, doch auch die Sekundar- und Gesamtschulen müssten gestärkt werden. Die AfD spricht sich vehement für das dreigliedrige Schulsystem aus. Schlottmann (CDU) beklagt, das Gymnasium habe in den letzten Jahren „aus ideologischen Gründen gelitten“. Körner (FDP) sagt, Gesamtschulen seien besser mit Lehrern ausgestattet als Gymnasien. Die kontroversen Statements, nicht nur zur Bildungspolitik, werden im Plenum beklatscht — manchmal auch mit Buh-Rufen kommentiert.
Bei G8/G 9 scheiden sich ebenfalls die Geister. Die Schulen, aber auch die Schüler selbst sollten entscheiden, welchen Weg sie einschlagen möchten, argumentiert die Mehrheit auf dem Podium. „Alles läuft auf die individuelle Lernzeit hinaus“, meint die Kandidatin der Grünen. „Die Schulen brauchen jetzt mal Konstanz“, erklärt hingegen CDU-Frau Schlottmann.
Auch das Thema Integration bringt die Gemüter in Wallung. AfD-Mann Burghaus wirft der Politik vor, bei der Integration der Menschen, die in den 1970er-Jahren kamen, versagt zu haben. Die Piraten hingegen finden: „Es ist schon sehr gut geworden“. Für FDP und SPD stehen Spracherwerb und Bildungspolitik bei der Integration im Vordergrund. Alle Kandidaten werben für ein modernes Einwanderungsgesetz.
Schade allerdings: Den Politikern gelingt es immer wieder, die Diskussion an den 16- und 17-jährigen Moderatoren vorbei zu führen, ausschweifend zu reden, manchmal auch, ohne das Wort erteilt zu bekommen.