Grundschule: Zeugnisse erklären die Noten
An allen Mettmanner Grundschulen werden jetzt die gleichen Kriterien angewendet.
Mettmann. Wenn am Freitag die Schüler der Mettmanner Grundschulen ihre Zeugnisse erhalten, werden viele ihrer Eltern überrascht sein. Das wird aber weniger an den Noten liegen als vielmehr an der neuen Form des Zeugnisses.
Unbemerkt von vielen Eltern haben die Grundschulen einen innovativen Weg bei den Zeugnissen eingeschlagen. Denn neben einer Benotung der Fächer wird jede Note ausführlich erklärt und begründet. Im Fachjargon heißt das kriteriengestütztes Zeugnis.
„Das ist einmalig im Kreis Mettmann, wenn nicht sogar in ganz Nordrhein-Westfalen“, sagt Birgit Krohm, Schulleiterin der Grundschule Herrenhauser Straße. Seit 2010 arbeiten alle Grundschulen an den neuen Zeugnissen. Krohm: „Unser Ziel war es, die Zeugnisse für die Eltern transparenter zu gestalten.“
„Die Vergleichbarkeit innerhalb einer Jahrgangsstufe ist nun stadtweise möglich“, sagt Sabine Melka, Leiterin der Katholischen Grundschule Neanderstraße. „Die Kinder und Eltern brauchen Aussagen, wie Leistungen verbessert werden können. Das geben die kriteriengestützten Zeugnisse klar wieder“, ergänzt ihre Kollegin Carmen Bryks von der Grundschule Am Neanderthal.
Alle Lehrerkollegien haben gemeinsam die Kompetenzen entsprechend der neuen Lehrpläne festgelegt, die nun verbindlich in allen Schulen als Bewertungsgrundlage dienen. Der Willkür von Lehrern wird so ein Riegel vorgeschoben.
„Wir gehen dadurch die Selbstverpflichtung ein, für die Kinder gleiche, aufeinander aufbauende Kompetenzen in den Schuljahren zu vermitteln“, sagt Wilma Rhode, von der Otfried-Preußler-Schule.
Ihre Schule hat sich als einzige nicht dem Layout der „Kreuzchen“-Zeugnisse angeschlossen, sondern behält die Form der ausformulierten Sätze bei. Die bewertenden Kriterien sind aber auch dort mit den anderen Schulen identisch.
„Unser Zeugnis ist inhaltlich und gestalterisch ein Novum“, sagt Anja Schlösser-Schnelting, Schulleiterin der Astrid-Lindgren-Schule. Das Layout wurde von Rupert Henn, Schülervater an der Schule, am Computer gestaltet.
Um die Kosten für das Programm im Rahmen zu halten, stellte neben dem großzügigen Entgegenkommen von Rupert Henn auch die Stadt einen Obolus zur Verfügung.
Wie zukunftsweisend die Schulen gearbeitet haben, zeigte der jetzt gefasste Beschluss des Schulausschusses NRW, der die Notengebung in Klasse drei neu definiert. Ministerin Silvia Löhrmann fordert darin ein „differenziertes Rückmeldesystem“ für die Kinder, stellt aber die Notwendigkeit von Ziffernnoten frei.
„Vergleichbarer, aber nicht gleich — Platz für individuelle Bemerkungen bleibt vorhanden“, fasst Gregor Neumann, Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft, sein Urteil über die neuen Zeugnisse lobend zusammen.