Aus Stärken eine Marke formen

Beim WZ-Diskussionsforum gab Experte Uwe Seidel den Händlern Tipps zur Eigenvermarktung.

Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. „Klein, aber fein“, so definierte Bürgermeisterin Claudia Panke kurz und knackig den Einzelhandel in Wülfrath. Doch welche Herausforderungen kommen auf einen Einkaufsstandort der Dimension Wülfrath in Zeiten des digitalen Wandels zu? Und wie kann die Stadt ihre Qualitäten besser vermarkten?

Uwe Seidel lieferte Antworten und Anregungen. Die WZ hatte den Einzelhandelsexperten der Unternehmensberatung „Lademann & Partner“ zu einem Diskussionsforum nach Wülfrath ins Eiscafé Paciello eingeladen, wo er zusammen mit Fraktionsvorsitzenden des Rates und Vertretern des Handels in den Dialog trat. Im Podium beteiligten sich Bürgermeisterin Claudia Panke, Wülfrath-Pro-Vorsitzender Christian Campe und Citymanagerin Aylin Meyer an dem Austausch, den Lothar Leuschen, stellvertretender Chefredakteur der WZ, nach der Eröffnung durch Verlagsleiter Jochen Eichelmann moderierte.

Uwe Seidel, Einzelhandelsexperte

„Die Stagnation des Onlinehandels ist nicht in Sicht und Verlierer sind tendenziell die Mittelzentren“, prophezeite Seidel. Diesem Trend blickten die Händler jedoch selbstbewusst entgegen. So setzen die Inhaber vor Ort eher auf Service und Beratung als auf Onlineshops. Citymanagerin Aylin Meyer nannte ein konkretes Beispiel. So könne etwa der lokale Elektrofachhandel Bast Im Spring bei den Fernsehern nicht mit den Onlinepreisen mithalten, aber: „Dafür wird das Gerät dann auch direkt aufgebaut und eingerichtet.“

Auch Bürgermeisterin Claudia Panke weiß die nicht-digitale Einkaufswelt zu schätzen: „Ich bestelle mir doch lieber ein Buch hier vor Ort — dann ist es am nächsten Tag da.“ Schneller gehe es auch im Netz nicht, und das ganz ohne Liefergebühr.

Dem Charme von Wülfrath war auch Experte Seidel aus Hamburg erlegen: „Die Fußgängerzone ist schon ein Glanzlicht“, sagte er. Auch Moderator Leuschen schwärmte von dem Einkaufsstandort, fragte sich aber, ob das denn außerhalb der Stadt auch jeder so mitkriegt: „Muss Wülfrath nicht auch aufstehen und lauter werden?“

Seidel empfahl einen griffigen Slogan für den Einzelhandelsstandort: „Wülfrath braucht einen Markenbegriff. Marken vermitteln Bilder.“ Wülfrath, die Kalkstadt — das helfe dem Einzelhandelsstandort wenig.

Über die Marke Neanderland mit Panoramaradweg und Neanderlandsteig werden bereits Auswärtige in die Stadt gelockt, erinnerte Wirtschaftsförderin Anja Haas. Daniel Neukirchen, Wülfrath-Redakteur der WZ, war neugierig: „Klappt das? Wie oft kommen Auswärtige in Ihre Läden?“ Renate Weisemann, Inhaberin in des Café Schwan, konnte das Tourismus-Konzept nur loben: „Ich habe mittlerweile Stammkunden aus Monheim, Erkrath und Düsseldorf.“

Verkauft sich der Wülfrather Handel unter Wert? Der Verdacht kam auf. Karin Schwanbeck, Inhaberin des Kindermodengeschäfts „Eisbär Kids“, stellte fest: „Die Kunden fühlen sich in Wülfrath wohl, das beweist ja auch die Umfrage der IHK.“ Wolfgang Peetz von der Wülfrather Gruppe erinnerte: „Die Händler sehen den Standort schlechter, als die Kunden.“

Vielleicht ist jetzt ein neuer Impuls gesetzt für einen positiveren Umgang mit den eigenen Stärken. Experte Uwe Seidel kam wieder auf den Slogan zurück und zeigte sich angesichts der aufgeschlossenen Reaktionen zuversichtlich: „Ich habe das Gefühl, jetzt braucht es noch ein, zwei Sitzungen und dann steht der Markenbegriff.“