Neviges Das erste Weihnachtsfest ohne einen Kirchgang?

Neviges. · Kirchenkreis Niederberg rät zur Absage der Präsenzgottesdienste – Presbyterien in Neviges berieten am Donnerstagabend.

Der Besuch einer Weihnachtskrippe ist an Heiligabend in diesem Jahr nicht möglich.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Landauf, landab werden angesichts weiter steigender Corona-Infektionszahlen selbst die unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln geplanten Weihnachtsgottesdienste von Kirchengemeinden abgesagt. Auch der Kreissynodalvorstand des evangelischen Kirchenkreises Niederberg hat seinen Gemeinden am Mittwoch geraten, auf die Durchführung der Gottesdienste bis einschließlich 10. Januar zu verzichten. Und nach einer Umfrage der WZ am Donnerstag sieht es so aus, dass die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Neviges und die evangelische Kirchengemeinde Tönisheide dieser Empfehlung folgen werden. Die katholische Gemeinde Maria, Königin des Friedens, bei der die Anmeldung für die 19 Gottesdienste erst gestern startete, wartet hingegen noch auf Weisung vom Erzbistum Köln.

„Am Mittwoch lag der Inzidenzwert im Kreis Mettmann wieder über 200. Angesichts der steigenden Zahlen haben uns die Gemeinden gebeten, ihnen etwas an die Hand zu geben, denn die Kirchenleitung im Rheinland macht das nicht, weil sich ihr Zuständigkeitsgebiet über vier Bundesländer mit unterschiedlichen Corona-Schutzverordnungen erstreckt“, erklärt Pfarrer Jürgen Buchholz, der Superintendent des Kirchenkreises Niederberg, auf Nachfrage. „Es gab gute Konzepte, aber auch so bleiben immer ein paar Prozent Ansteckungsrestrisiko. Wie ist das mit dem Kommen und Gehen der Haushalte, halten sie da genug Abstand? Was ist mit Zaungästen, die einfach stehenbleiben und etwas verfolgen, das unter freiem Himmel stattfindet?“, zeigt Buchholz die Beweggründe für die einstimmig gefasste Absage-Empfehlung auf.

250 Menschen haben sich für
den Weihnachtsweg angemeldet

Da die evangelische Kirche aber basisdemokratisch organisiert ist, liege die endgültige Entscheidungen beim jeweiligen Presbyterium.

„Sie können davon ausgehen, dass wir mit großer Wahrscheinlichkeit diesem Rat folgen werden. Ich weiß nicht, ob es gelingen kann, unser Konzept für den Weihnachtsweg in der Stadtkirche an Heiligabend noch einmal zu überarbeiten. Bis heute wurden dafür 66 Tickets für mehr als 250 Personen gebucht, die wir im Abstand von je drei Minuten auf den Parcours geschickt hätten. Unser Presbyterium tagt erst heute Abend“, sagte der Nevigeser Gemeindereferent Jörg Sindt am Donnerstag. Der Ausfall des Kirchenbesuchs ausgerechnet zu Weihnachten sei bestimmt für viele sehr traurig. „Aber mit dem virtuellen Weihnachtsgottesdienst mit Krippenspiel im Netz bieten wir auf jeden Fall eine gute Alternative“, so Sindt weiter.

„Ich kann der Entscheidung natürlich nicht vorgreifen, aber auch ich gehe davon aus, dass wir unsere Gottesdienste absagen werden“, erklärte Pfarrer Wolfhard Günther für die evangelische Gemeinde auf Tönisheide. Er hatte die Mitglieder des Presbyteriums für den Abend zur Beratung in einer Zoom-Konferenz über das Netz eingeladen. „Es wäre das erste Weihnachten in meinem Leben, an dem ich keinen Gottesdienst miterlebe“, fügte der 55-Jährige hinzu. Die Gemeinde wollte die Geburt Christi mit nur je 55 Menschen in der Kirche an der Kuhlendahler Straße sowie 50 verteilt auf zehn stabile Pavillons davor feiern. „Aber, der Mensch denkt und Gott lenkt, womit ich damit nicht sagen will, dass er uns die Pandemie geschickt hat“, so Günther. Dass seine Gemeindeglieder sehr vorsichtig geworden sind, hat der Seelsorger auch bei der Anmeldung zu den Gottesdiensten erfahren. „Wo normalerweise Hunderte zusammenkommen, gab es für den Familiengottesdienst an Heiligabend 48 Anmeldungen, 25 für die Christvesper um 16.15 Uhr und 18 für jene um 17.45 Uhr. Am ersten Weihnachtstag um 10 Uhr wollten 22 den Gottesdienst besuchen“, verdeutlicht Wolfhard Günther. Als kleinster Gemeinde im Kirchenkreis fehle es dieser schlichtweg an der Technik, um einen Gottesdienst online zu übertragen. „Aber unsere Gemeindeglieder können ja auch jene der Markuskirche in Velbert oder in Neviges und Wülfrath verfolgen“, rät der Pfarrer.

„Stand Mittwoch ist, dass unsere Messen stattfinden. Aber ich kann nicht ausschließen, dass die Entscheidung des Erzbistums im Laufe des Wochenendes anders ausfällt“, sagte Andrea Rehrmann, Verwaltungsleiterin der katholischen Gemeinde Maria, Königin des Friedens, der WZ. Die Nachfrage für die Gottesdienste sei „enorm“, so Rehrmann mit Blick auf den Anmeldungsstart. Stets aktuelle Informationen sind abrufbar unter: