Wülfrath Flächenfraß stopft keine Haushaltslöcher

Wülfrath. · Wülfraths Finanzen in den Griff zu bekommen, die Hoffnung ist wieder zerplatzt. Die Schulden steigen weiter. Die Gewerbesteuer brach 2018 dramatisch ein. Plötzlich sprach man von der Strategie Wülfrath 22+.

Stephan Mrstik ist der Fraktionsvorsitzende vom Bündnis 90/Die Grünen in Wülfrath.

Foto: Andreas Reiter

Ein Mythos, eine Strategie, die nie beschlossen wurde. Na gut. Wülfrath solle laut CDU, SPD, WG und FDP wachsen, einkommensstarke Familien ansiedeln. Aber ist das der Ausweg? Wieso geht es dann Heiligenhaus mit 30 000 Einwohnern nicht besser als uns? Weil unser Problem fehlende Gewerbeflächen sind.

Die Kalkindustrie riesige Flächen beansprucht. Die Lösungen sind komplizierter. Aber Fakten werden ignoriert, einfache Wege versprochen, die nicht nachhaltig helfen. Ist das eigentlich schon Populismus?

Plötzlich eröffnet der Regionalplan Wülfrath neue Baugebiete. Das passe doch ideal zur Wachstumsstrategie, denkt sich so mancher. Dass der Regionalplan systematische Fehler hat, wird ignoriert. Die Ratsmehrheit wünscht so viel Baufläche wie möglich. Mit verantwortlicher Siedlungspolitik hat das nichts tun. Denn Wülfrath hat Reserven von 793 Wohneinheiten unter anderem im Hundertwasser Gebiet und den Sportplatz Düssel. Sie werden in der Planung aber nicht berücksichtigt. Der Bedarf sei trotz rückgängiger Bevölkerung so groß, dass auf Kosten der Natur der einfachste Weg einzuschreiten sei. Wir Grüne stellen uns aber gegen Bauen auf dem Feld vor der Innenstadtentwicklung.

Laut Regionalplan werden 119 000 Wohnungen für ein bis zwei Personenhaushalte, oft mit Bedarf an sozialer Unterstützung, benötigt. Auch für Ältere, die meistens in der Innenstadt wohnen möchten. Bei Familien sinkt der Bedarf. Das passt nicht zur Ansiedlung einkommensstarker Familien.

Also laut Regionalplan besteht kein Bedarf an Baufläche für Familien. Ökonomisch betrachtet, sollen auf einem schrumpfenden Markt Marktanteile gewonnen werden. Das erfordert eigentlich intensive Investitionen. Aber die Ratsmehrheit bezweifelt wohl, dass ökonomische Grundregeln in den nächsten Jahren noch
gelten.

Wieso die Diskussion? Wieso sollen wir nicht doch vermeintliche Chancen sichern? Weil es keinen Sinn macht, mit einer Bebauung zu warten, wenn man jetzt wachsen möchte. Und wenn jetzt keine Fakten zählen, wieso dann sie später wirken? Denn falsche Siedlungspolitik treibt den Flächenfraß trotz rückgängiger Bevölkerung. Jede Kommune sieht nur ihre vermeintlich kleine Fläche, ohne die Auswirkungen auf das Ganze zu erkennen. Der Flächenfraß fördert den globalen Klimawandel, er verschlechtert das regionale Klima und verringert dramatisch die biologische Vielfalt. Es ist Unsinn, das wären Optionen für die Zukunft.

Die Umweltprüfung hat zur Bebauung erhebliche Umweltauswirkungen ausgewiesen. Es gibt weder lokal noch regional Bedarf, unsere wertvollen natürlichen Flächen zu bebauen. Wieso dann den Charakter Wülfraths nachhaltig verändern? Stattdessen brauchen wir Felder und die regionale Landwirtschaft. Sie ist ein Beitrag zum Klimaschutz und eine Zukunftsoption. Zusammenfassend: Der Regionalplan hat systematische Fehler. CDU, SPD, WG und FDP haben andere Pläne zur Bebauung als es der Regionalplan fordert. Es besteht kein Baubedarf für Familien. Wir müssten sie aus anderen Städten abwerben und dafür erheblich investieren. Der Verweis auf Optionen für die Zukunft macht bei ihrer Wachstumsstrategie keinen Sinn. Sie müssten so schnell wie möglich bauen. Die Bebauung hat erhebliche negative Auswirkungen auf Natur, Klima und den Charakter Wülfraths. Nein, wir Grünen wollen nicht vom Flehenberg bis nach Düssel runterbauen.