Neviges Franziskaner: Abschied zum 31. Januar 2020

Neviges · Erzbistum Köln kümmert sich um weitere Seelsorge in der Pfarrgemeinde. Kardinal Woelki reagierte auf Sorgen der Gläubigen.

Ende Januar 2020 werden die Brüder des Heiligen Franziskus das Kloster in Neviges verlassen und sich neuen Aufgaben zuwenden.

Foto: Ulrich Bangert

Jetzt ist es offiziell: Nach 343 Jahren verlassen die Franziskaner bereits in neun Monaten Neviges. Betretenes Schweigen herrschte in der Kirche, als gestern Pfarrgemeinderatsvorsitzende Tekla Lukannek in der Messe schweren Herzens das Proklamandum der Deutschen Franziskanerprovinz vorlas.

Darin heißt es: „Wir Franziskaner stehen wie viele andere Ordensgemeinschaften angesichts sinkender Mitgliederzahlen vor großen strukturellen Herausforderungen und Veränderungen. Die hohe Zahl älterer und alter Brüder und der in den letzten Jahren nicht nur spärliche, sondern völlig fehlende Nachwuchs zwingen uns zu drastischen Reduzierungen unserer Aufgaben und unserer noch immer 32 Standorte. Von den knapp 260 Brüdern in Deutschland sind nur 16 unter 50 Jahre alt, zwei Drittel sind 70 Jahre und älter. Wir müssen gute Orte und Dienste loslassen, damit in Zukunft wesentlich weniger Brüder institutionell nicht überlastet sind und ihre Berufung leben können“, begründet der Provinzialminister Cornelius Bohl.

„In diesem Zusammenhang hat die Provinzleitung die zeitnahe Auflösung unseres Klosters in Neviges beschlossen. Wir werden die Arbeit in Pfarrei und Wallfahrt noch bis zum 31. Dezember 2019 weiterführen und Neviges zum 31. Januar 2020 verlassen. Der Kardinal und die Erzdiözese Köln sind über diese Entscheidung informiert, ebenso die Gremien der Pfarrei. Wir hoffen, dass das kommende Dreivierteljahr genügend Zeit lässt, die Zukunft von Pfarrei und Wallfahrt gut zu planen und zu sichern. Die Schließung des Klosters in Neviges ist Teil umfassender Strukturveränderungen in unserer Ordensprovinz. Dazu haben wir in den letzten zwei Jahren in einem Zukunftsprozess ,Projekt Emmaus’ mit allen Brüdern in Deutschland überlegt, mit welchen Aufgaben und mit welchen Orten wir in die Zukunft gehen können.Neviges wird nicht der einzige Abschied bleiben: Die Aufhebung der Bruderschaft in Köln-Vingst wurde bereits beschlossen, weitere Schließungen stehen zeitnah an. Neviges hat in der Geschichte unserer Gemeinschaft eine große Tradition. Etwa 340 Jahren leben dort Minderbrüder, das Kloster wurde 1675 gegründet. Seit 1681 betreuen sie die Marien-Wallfahrt und arbeiten schon lange in der Nevigeser Pfarrei Maria, Königin des Friedens. Wir fühlen uns den Menschen in Neviges und Umgebung sehr verbunden. Der Abschied von Neviges und die weiteren Veränderungsprozesse, in denen wir stehen, sind auch für uns als Ordensgemeinschaft und für viele Brüder persönlich sehr schmerzvoll“, räumt der Chef der Ordensprovinz ein.

Der Kölner Erzbischof bedauert außerordentlich, dass die seit über 340 Jahren währende Tradition der Ordensgemeinschaft der Franziskaner in Neviges zu Ende geht. „Die Entscheidung verdient jedoch unseren Respekt, da sie von der Ordensleitung in großer Verantwortung getroffen wurde“, so Rainer Maria Kardinal Woelki, der den Patres ganz herzlich für ihren langjährigen Einsatz im Erzbistum Köln und das segensreiche Wirken in Neviges dankt. Er hat Verständnis für Trauer und Sorge der Nevigeser Katholiken: „Wir möchten Ihnen daher versichern, dass wir Sie als Gemeinde in Neviges gut im Blick haben und die engagierte Arbeit der Gemeindemitglieder sowohl in der Kirchengemeinde als auch in der Wallfahrtsseelsorge wertschätzen. Wir bitten um Verständnis, dass wir heute noch keine konkreten Informationen zu einer möglichen Nachbesetzung weitergeben können. Wir werden Sie aber rechtzeitig einbeziehen und zeitnah informieren, wenn hierzu Entscheidungen gefallen sind.“