Wülfrath Friedhofskunst zum Innehalten und Nachdenken
Wülfrath · Längst ist ein Friedhof nicht mehr nur ein Ort für Trauernde, sondern auch Raum für Ausstellungen von Kunst und Kultur.
Ein Friedhof als Ausstellungsfläche. Diese Idee möchten die beiden Fotokünstler Jan Meyburg und Fritz Reich ab dem 2. Oktober in die Tat umsetzen und rund 15 großformatige Fotografien auf den städtischen Friedhof an der Alten Ratinger Landstraße platzieren. „Ein Friedhof ist viel mehr als nur ein Ort der Trauer. Er ist auch eine Grünanlage, die man für Kunst nutzen kann“, versichert das Fotografen-Duo.
Auf den Friedhof als Kulturraum sind die beiden Männer auch aus beruflicher Sicht heraus gekommen. „Ich habe bis Ende 2019 im Hochbauamt der Stadt gearbeitet und den Friedhof mit betreut“, erklärt Fritz Reich, der sich mittlerweile im wohlverdienten Ruhestand befindet. Sein Künstlerkollege Jan Meyburg hingegen ist noch immer beim Baubetriebshof für die Friedhofspflege zuständig. „Im Gespräch haben wir beide herausgefunden, dass wir die Fotografie mögen. Vor zwei Jahren ist bereits die Idee zu dieser Ausstellung entstanden, dann kam Corona und die Umsetzung war erst einmal nicht möglich“, so Jan Meyburg, der sich umso mehr auf den bevorstehenden Startschuss freut.
An Bauzäunen und zwischen Bäumen sollen die großflächigen Bilder ihren finalen Platz finden. Gedruckt wurden die Fotomotive, die allesamt im nahen und ferneren Umland entstanden sind, auf Bauzaunfolie. Bis zum 24. Oktober – also genau drei Wochen – können Besucher des städtischen Friedhofes die Bilder zu den klassischen Öffnungszeiten des Friedhofs (8 bis 20 Uhr) begutachten. Ein kleiner Flyer mit Lageplan und Informationen zu den Künstlern und den Bildern lassen sich am Haupteingang finden. „Dort werden wir einen kleinen Info-Point für die Besucher errichten“, fasst Fritz Reich den Plan in Worte, die Besucher auch mit Wissenswertem über die Fotografien zu versorgen. „Denn wir haben uns zu jedem Bild unsere ganz eigenen Gedanken gemacht, die wir gerne mit den Besuchern teilen möchten“, ergänzt Jan Meyburg, der beispielsweise in einer Seespiegelung eine Fata Morgana erkennt.
„Man fragt sich, was ist auf dem Foto echt und was entspringt nur unserer Fantasie“, erklärt der Künstler das Bild, das bei einem Ausflug nach Monheim entstanden ist. An den Wochenenden möchten die beiden Fotografen selbst vor Ort sein und mit den Besuchern ins Gespräch kommen. Gleichzeitig soll ein zweites Projekt vorangetrieben werden. „Wir sind dabei eine Serie mit Fotoportraits zum Thema Respekt zu erstellen. Vielleicht lässt sich ja der eine oder andere Besucher von uns fotografieren und teilt uns seine Meinung zum Thema Respekt mit“, hoffen Fritz Reich und Jan Meyburg, die mit der kommenden Ausstellung lediglich den Startschuss für eine Serie an Kunstausstellungen auf Friedhöfen setzen möchten. „Wenn wir merken, dass die Ausstellung gut angenommen wird, dann kann man solche Angebote sicher öfter machen“, sind sich die beiden Männer sicher.
Um die aktuelle Ausstellung auf dem Friedhof zu bezahlen, werden die großformatigen Fotos für 150 Euro das Stück verkauft. „Wir haben auch Unterstützung von verschiedenen Sponsoren gehabt, die uns beispielsweise die Bauzäune zur Verfügung stellen“, erklärt Fotokünstler Fritz Reich, der mit den restlichen Fotofolien eine nachhaltige Idee verfolgt.
„Aus den Bildern, die nicht verkauft werden, entstehen im Upcycling-Verfahren Taschen. Dafür haben wir den Sozialdienst katholischer Frauen und Männer Velbert gewinnen können“, so der Künstler weiter. Auf eine Vernissage möchte das Duo aufgrund der Corona-Situation verzichten.