Gabriels Auftritt „nicht glücklich“
Wie stehen Sie zum Verhalten Ihres Partei-Chefs? Die WZ hat sich bei der SPD umgehört.
Es sieht nicht so aus, als würde das Thema von alleine verschwinden: Pegida ist so präsent, dass sich die Politik damit beschäftigten muss. SPD-Chef Sigmar Gabriel (Foto: dpa) hat das Ende vergangener Woche auf seine Art und Weise getan und ist einfach mal zu einer Diskussionsveranstaltung gegangen, bei der es um die umstrittene Bürgerbewegung ging. Wie finden örtliche Partei-Größen den Alleingang ihres Chefs? Und was halten sie von Pegida?
„Dass sich eine solche Bewegung von Rechtsradikalen missbrauchen lässt, finde ich schlimm“, sagt Manfred Hoffmann, Fraktions-Chef der SPD im Wülfrather Stadtrat. Besonders Gestalten wie der frühere Sprecher Lutz Bachmann sind Hoffmann suspekt. „Wenn ich dann noch höre, dass er mit der jetzigen Sprecherin Kathrin Oertel schon seit Schulzeiten bekannt ist . . .“ Das Recht zur Demonstration nutzen sein eine Sache, Ressentiments zu verbreiten, eine andere. „Und die Möglichkeiten der Mitwirkung werden von diesen Menschen ja nicht genutzt“, so Hoffmann.
Dass Partei-Chef Gabriel in die Veranstaltung hineinmarschiert sei, findet er nicht glücklich. „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn jemand aus der zweiten Reihe hingegangen wäre.“ Die Frage, ob der Islam tatsächlich zu Deutschland gehöre, sei schwierig. „Da existieren Urängste“, sagt der Sozialdemokrat.
„Ich habe das mit Sigmar Gabriel nicht mitverfolgt“, sagt Gerno Böll-Schlereth, Fraktions-Vorsitzender der SPD in Velbert. Insofern habe es sich dazu keine Meinung gebildet. Was die umstrittene Bewegung angeht, glaubt er, dass es sich um ein eher „sächsisches Problem“ handelt. „In Nordrhein-Westfalen sind vielleicht noch 200 unterwegs. Bei uns gibt’s die praktisch also nicht.“
Volker Münchow, SPD-Chef und stellvertretender Bürgermeister in Velbert, hält nichts von Pegida: „Sie sind nicht das Volk. Da sind Rechtspopulisten unter falscher Flagge unterwegs. Zur Situation in Velbert: „Wir haben einen hohen Ausländeranteil und keine Probleme.“ Den Auftritt von Sigmar Gabriel hält er für grenzwertig. „Ich hätte es nicht getan. Gabriel sollte sich lieber mal an einen Wahlstand stellen, zum Beispiel auf dem Heumarkt in Wülfrath. Da würde er die wahren Probleme erfahren“, sagt der Landtagsmann.
„So ein Alleingang ist nicht immer gut“, sagt Wolfgang Preuß, SPD-Partei-Chef in Wülfrath. Auf der anderen Seite wolle man ja auch Infos bekommen. Auch er kritisiert, dass die Unzufriedenen sich verweigerten, weder mit Parteien noch den Medien sprechen wollten. Die meisten Menschen in Deutschland seien nicht gegen den Islam. Was die aktuelle Einwanderungsdebatte angeht: „Wir müssen eine vernünftige Willkommenskultur hinbekommen“, plädiert Preuß. Sicher ist er außerdem, dass die allermeisten Muslime überhaupt nichts gemein hätten mit Islamisten.