Jann-Nachlass: Fast 200 „Rote Reporter“ gehen ans Stadtarchiv
Unzählige Fotos erinnern an die politischen Aktionen des Aktivisten.
Wülfrath. Stadtarchivar Hartmut Nolte hat in den kommenden Wochen einiges zu tun. Gestern übergab ihm Angela Oberborbeck den Nachlass ihres im vergangenen Oktober verstorbenen Lebensgefährten Klaus H. Jann. Im Keller unter der Medienwelt liegen nun fast 200 Exemplare der Zeitung „Roter Report“, die der Aktivist Jann seit 1970 herausgegeben hat.
Dazu diverse Extrablätter, Plakate und Fotoalben, einerseits die Stadthistorie dokumentieren und andererseits die unzähligen politischen Aktionen von Jann mit der DKP und später der DLW und dem „Freundeskreis Roter Reporter“ zeigen.
Für Nolte eine große Bereicherung: „Wir hatten bislang kaum Exemplare des Roten Reporters, jetzt haben wir fast alle.“ Zudem waren unter anderem Bilder in Janns Besitz, die das alltägliche Leben zur NS-Zeit dokumentieren. „Gerade aus dieser Zeit haben wir wenig in Wülfrath“, so Nolte.
Die ehemalige DLW-Ratsfrau Ulrike Romund hatte bei den Sortierarbeiten mitgeholfen. „Ich war noch einmal überrascht, welche Bandbreite an Aktionen es gab“, sagte sie angesichts der zahlreichen Fotos, von denen noch niemand so ganz genau weiß, wieviele es eigentlich sind. Von der Demonstration für den Frieden, bis hin zur beliebten Müllsackbörse, die in mehr als 30 Jahren zur Wülfrather Institution wurde — Jann war immer an vorderster Front mit dabei und wurde in seiner Wirkungszeit immer wieder zum Ideengeber für ehrenamtliches Engagement.
Eine seiner Hilfs-Aktionen ist erst jetzt nach seinem Tod zu einem Abschluss gekommen. Der ehemalige DLW-Kassenwart Herbert Romund berichtet von einem kleinen Geheimnis: „Ich habe in seinem Keller noch einen Schatz gefunden.“ Jann hatte im Rahmen der Aktion „Milch für Kubas Kinder“ die Wülfrather aufgefordert, ihm das übriggebliebene Kleingeld aus der Urlaubskasse zu übergeben. Jahr für Jahr sammelte er so Münzen aus allen Ecken der Welt — und kam irgendwann nicht mehr mit dem Eintauschen nach.
Herbert Romund war baff, als er in Janns Keller schließlich rund einen Zentner an Kleingeld vorfand. So kam es nun zur letzten guten Tat des Roten Reporters. Romund berichtet: „Das hat jetzt noch 1300 Euro für Kubas Kinder gebracht.“